CD-Tipp – Wolfgang Niedeckens BAP: Das Märchen …

Beitragsbild
Foto 1

Irgendwann waren sie da. 1982. Verdamp lang her konnte man ruckzuck mitsummen – dass der schmissige Refrain einen Kontrast zum nachdenklichen Text bildete, erschloss sich einem allerdings beim Verzicht aufs Mitsingen und konzentriertem Zuhören. Sie sangen Kölsch – und eroberten mit dem Dialekt, den die Eltern allenfalls von Willy Millowitsch kannten, die ganze Republik. Von Flensburg bis Füssen. BAP mit Frontmann Wolfgang Niedecken – die waren schlicht und einfach cool. Und während man im Geschichtsunterricht unter der Bank das Drehen von Zigaretten übte (das galt damals nur als ungesund, nicht als politisch inkorrekt), dem Lehrer nicht so wirklich zuhörte, gelang das Zuhören viel besser, wenn BAP von dem sangen, worum sich der Lehrer da vorne mühte: Kristallnaach.

Längst haben Wolfgang Niedecken und BAP deutsche Rock-Geschichte geschrieben. Aktuell geblieben sind sie bis heute. Sie beherrschen die kritischen Töne zu dem, worüber man mutigerweise nicht schweigt, sie sind auch mutig genug, leise Liebeslieder zu singen. Do kanns zaubere ist das vielleicht bekannteste davon.

In der Kölner Philharmonie haben sie Songs aus allen Phasen einer über 30-jährigen Karriere live gespielt, neu instrumentiert. Akustische Versionen, die Niedeckens Stimme stärker in den Vordergrund rücken als früher. Viele mit Gänsehaut-Effekt. Verdamp lang her ist so nichts mehr zum Mitsummen, was die neue Version nicht weniger attraktiv macht. Das Märchen vom gezogenen Stecker spannt den Bogen von da bis hin zu zosamme alt.

Ach so, ja: Eltern, deren Ermahnungen von 1982 natürlich nicht fruchteten (Mach doch mal die Musik leiser!), sind heute ihrerseits Fans von Niedecken und seiner Band. Zumal der Frontmann bis heute auftritt, auch ohne Musik, altersweise, aber nicht -müde. So bleibt man sich treu.

Wolfgang Niedeckens BAP: Das Märchen vom gezogenen Stecker. Live(Vertigo Berlin)

Scroll to Top