Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Klar, in diesen Tagen beherrscht ein großes Thema die Schlagzeilen: König Fußball hält seit gut zwei Wochen Hof in Brasilien, und da wird in den großen und kleinen Gazetten, im Netz online und auf gedrucktem Papier, in bewegten Fernsehbildern und martialischen Radio-Reportagen nichts ausgelassen rund um das vierwöchige Spektakel im Lande des Zuckerhuts. Dabei geht es längst nicht nur noch ums Kicken, denn die werbeträchtigen Bande am Rande der Stadien zeigen uns, was wirklich wichtig ist bei diesem Schaulaufen wer weltbesten Kicker: Die Präsenz der Sponsoren, die mit vielen Millionen diesen Mix aus Sport, Spiel, Spaß und Spannung erst möglich machen. Die auch Firmen-Logos in gestochen scharfen Bildern in die Wohnzimmer dieser Welt übertragen, versteht sich.
Auch die Auto- und Reifenindustrie gehört mit zu den Geldgebern. Ihre Namen prangen im genau ausgerechneten und ausgeklügelten Sekunden-Takt abwechselnd an den Spielfeld-Begrenzungen. Gerade die Auto-Industrie ist eminent wichtig für das Geschäft mit dem runden Leder. Nicht nur bei den alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften. Auch die deutsche Nationalmannschaft hat während des gesamten Wettkampf-Jahres einen Autosponsor, dessen Logo auf jedem Kleidungsstück bei jedem Interview eines Spielers oder Offiziellen der DFB-Delegation werbeträchtig ins Licht gerückt wird.
Für die Herren National-Spieler kein Problem. Denn als Auserwählte des nationalen Kicker-Imperiums dürfen, sollen und müssen sie in diesen Tagen eben den guten Stern aus Untertürkheim auf der Brust tragen. In die Zwickmühle geraten die in der Regel sehr gut verdienenden Berufskicker erst wieder, wenn sie zu Hause sind und sie der Alltag in ihren Vereinen wieder hat. Denn die Autobauer haben sich längst auch die Vereine in den (deutschen) Profiligen als willkommene Botschafter ihrer Produkte auserkoren. Und so mancher Nationalspieler nimmt als Mitglied seines Bundesliga-Klubs gerne den zur Verfügung gestellten Mittelklasse-Wagen an und hat doch zu Hause in der Garage (mindestens) einen oder auch mehre flotte und meist sündhaft teure luxus-Schlitten stehen.
Den aber sollten ihre in der Öffentlichkeit wohl bekannten Besitzer tunlichst nur dann benutzen, wenn niemand anders davon Wind bekommt. Und das ist gar nicht so einfach, kann auch mitunter zu reichlich Ärger führten, wie Torwart-Ikone und ZDF-Experte Oliver Kahn als Spieler in Diensten des FC Bayern München einmal erfahren musste. Die Bayern-Profis, inzwischen alle mit wahrscheinlich nicht eben serienmäßigen Audi-Modellen ausgestattet, waren seinerzeit noch von Opel protegiert worden, als „Oli“ eines Tages im persönlichen Ferrari 360 Spider zum Training vorfuhr. Was ihm einen Rüffel der Bayern-Oberen einhandelte, weil das natürlich schnell mit Bild die Runde in den einschlägigen Gazetten machte und den Geldgebern aus Rüsselsheim nicht unbedingt gefallen konnte.
Von Borussia Dortmunds Coach Jürgen Klopp ist bekannt, dass er neben seinen ihm zustehenden Opel als Markenbotschafter und Werbeträger der Marke mit dem Blitz privat einen Porsche 911 GTS fährt. Aber, und das macht eben den feinen Unterschied: Die Tatsache ist halt nur bekannt. Gesehen hat den Coach bisher noch keine Kamera damit. Wenn es drauf ankommt, fährt auch „Kloppo“ brav seinen Dienst-Opel. Kicken und alles andere, was damit zu tun hat, ist manchmal eben auch Kopfsache.Nicht nur am Kopfball-Pendel.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun