Deutsche Post DHL: Wieder zu Wasser – und zu Lande

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Zur Osterzeit war es wieder soweit: Die Postbotin Andrea Bunar startete in ihre dritte Kahnsaison. Vormittags ist sie auf dem Wasser und nachmittags via Dienstwagen unterwegs. Bis Oktober wird sie im Spreewalddorf Lübbenau-Lehde (Bundesland Brandenburg) wieder Briefe, Postkarten, Einschreiben, Päckchen und Pakete über die Fließe ausliefern. Dabei stakt die junge Frau aus reiner Muskelkraft mit dem Rudel – der traditionellen Schubstange – zu 65 Haushalten. Der neun Meter lange Kahn ist aus Aluminium gefertigt, dadurch kaum korrosionsanfällig und nur selten zu warten. Die Länge der Schubstange, das „Rudel“, misst vier Meter.

Viele Gebäude sind bis heute nur vom Wasser aus erreichbar. Pro Tag legt Bunar acht Kilometer in dem gelben Kahn zurück. Über die Saison kommen somit um die 1.100 Kilometer zusammen – eine Entfernung wie von Berlin nach Helsinki. Zu den vormittags acht Kilometern zu Wasser schließen sich weitere zehn Kilometer in Lübbenau mit dem Postauto an. Im Winter erfolgt die Zustellung mit dem Postauto, die Strecken sind länger und zu Fuß über Brücken und zugefrorene Fließe beschwerlicher.

Diese bundesweit einmalige Tradition existiert seit rund 110 Jahren. Davor erkundigten sich die Bewohner selbst nach eingegangenen Sendungen und holten diese eigenständig per Kahn ab. Wegen der Zunahme des Postverkehrs richtete der Logistiker Ende des 19. Jahrhunderts als Service-Angebot die Zustellung per Spreewaldkahn ein, um eine bessere Erreichbarkeit der dortigen Haushalte zu ermöglichen.

Deutschlands einzige Kahnzustellerin bringt aber nicht nur die Post, sie bietet auch den Service einer kleinen Filiale an: Die Kunden können ihr Sendungen mitgeben sowie Brief-, Päckchen- und Paketmarken bei ihr kaufen. Außerdem leert Bunar auf ihrer Tour durch Lehde noch drei Briefkästen, die an Ausflugslokalen angebracht sind.

Text: Erwin Halentz
Fotos: DHL

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