Eifelrennen an Nürburgring: Veteranen, Lack und Lorbeer

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Ein Streifzug durch die Geschichte, verbunden mit ungewöhnlichen Einblicken in eine längst vergessen geglaubte, aber nicht verloren gegangene Zeit: Das Eifelrennen um den Jan-Wellem-Pokal am dritten Wochenende auf dem Nürburgring ist eine jener Veranstaltungen mit einem ganz besonderen Flair und Charakter. So war es auch in diesem Jahr.

Das Eifelrennen ist eines jener ganz besonderen Ereignisse im Laufe des Jahres, in denen sich die Rennstrecke in der Eifel ihrer Bedeutung als zeitgenössischer Träger motorsportlichen Kulturgutes bewusst wird. Schon im Jahre 1922, also fünf Jahre vor der Fertigstellung des Nürburgrings, wurde es auf damals eigens abgesperrten Straßenstücken in der nördlichen Eifel in seiner frühesten Form ausgetragen. Die Sieger des allerersten Eifelrennens aus eben diesem Jahr tragen einen großen Namen: Es waren die Brüder Fritz und Hans von Opel. Selbst redend auf einem Fahrzeug gleichen Namens.

Große Namen aus der Geschichte des Rennsportes folgten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten und zieren noch heute die Siegerliste des Eifelrennens: Rudolf Caracciola, Tazio Nuvolari, Bernd Rosemeyer. Oder auch Manfred von Brauchitsch, der seinerzeit den ersten richtigen Silberpfeil fahren durfte, der seinen Namen dem aus Gewichtsgründen abgekratzten weißen Lack an den Mercedes-Rennwagen verdankte.

Und das Eifelrennen heute, ein gutes dreiviertel Jahrhundert später? Da ist an drei Tagen trotz offiziellen Wettbewerbs und Zeitnahme nichts von jener Hast und Hektik in den Boxen, von computergesteuerten Messdaten am Kommandostand, von Cash und Crash auf der seelenlosen GP-Strecke zu spüren. An „Tagen wie diesen“ trägt „der Ring“ in seiner Gesamtheit jenes Mäntelchen einer behutsamen, aber beileibe nicht betulichen Nonchalance aus den Gründertagen des Motorsportes, das ihm so besonders gut steht.

Frei nach Gert Fröbe blieben die „tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten“ zwar an diesem Juni-Wochenende auf dem Boden der asphaltierten Wirklichkeit. Dennoch waren Nordschleife und die beiden Fahrerlager nichts anderes als ein aufgeschlagenes Bilderbuch, auf dessen Seiten die Hauptdarsteller des Dreistunden-Rennens am Samstag oder des „Elefantenrennens“ am Sonntag mit Stolz die Patina einer glorreichen Vergangenheit trugen. Bugatti 37 A, (Bj. 1926), Mercedes-Benz 710 SSK, ein Kompressor-Ungetüm mit sieben Litern Hubraum (Bj. 1928); Graham Lucenti Indianapolis (Bj. 1932): Die Reihe der betagten Veteranen in Lack und Lorbeer ließe sich beliebig fortsetzen.

Auch in Bezug auf die Personen hinter dem Steuer fehlte es nicht an großen Namen: Ex-Formel-1-Vizeweltmeister David Coulthard, jetzt Markenbotschafter des Hauses Mercedes-Benz, ging mit der berühmten „Renn-Heckflosse“ vom Typ 220 SE (W 111) aus den 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an den Start. Jochen Maaß, einst „Ziehvater“ von Michael Schumacher glänzte beim „Elefantenrennen“ mit dem 1928 gebauten Kompressor-Sportwagen der Stuttgarter Motorsport-Schmiede. Für sie alle galt: Es war ein Motorsport-Wochenende der ganz besonderen Art. Eines, an dem teil zu haben ein ganz besonderes Privileg ist.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz

Scroll to Top