Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Es war einiges los in dieser Woche im Automobilbereich. Da ist zum einen noch bis am Sonntag Abend die weltgrößte Oldtimer- und Klassiker-Messe, die Techno Classica. Dann hat sich am Dienstag die neue DTM mit verändertem Gesicht und modifiziertem Regelwerk im großen Rahmen vorgestellt. Und schließlich kam Mitte der Woche auch die gute Nachricht, dass der US-Riese General Motors der Europa-Tochter Opel nun doch mit ein paar Milliarden unter die Arme greifen will. Da ist eine kleine Randnotiz, die Sie in dieser Woche auch als Meldung auf www.kues.de lesen konnten. Ihr Inhalt hat mir mit ziemlichem Vergnügen die Erinnerung an eine Begebenheit geweckt, die mittlerweile schon 15 Jahre alt ist. Aber nicht nur ich, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden sich an diesen denkwürdigen Tag wohl noch gerne erinnern.

Fußballtrainer Giovanni Trapattoni, so wurde der Automobil-Journaille in der Presse-Aussendung mitgeteilt, ist neuer Markenbotschafter von Fiat Professional, der Nutzfahrzeugsparte des italienischen Automobilkonzerns. Nun, um es vorweg zu sagen: Für eine Modellreihe mit dem Namen „Professional“ hätte man keinen passenderen Werbebotschafter als „Trap“ verpflichten können. Profi durch und durch, kann er im Laufe einer jahrzehntelangen Karriere auf unzählige Erfolge am Spielfeldrand verweisen. Eigentlich berühmt (und auch ein bisschen berüchtigt) wurde der Italiener jedoch durch seine Brandrede am 10. März 1998 als Trainer des FC Bayern München. Grammatikalisch dazu geeignet, jeden Deutschlehrer an den Rand des Herzinfarktes zu bringen, aber emotional von einer Ausstrahlung, wie sie eben nur ein von seiner Arbeit besessener Südländer „rüberbringen“ kann.

Der „Mister“, wie die Sportjournalisten den immer noch als Nationaltrainer Irlands tätigen Lebemann gerne nennen, machte sich an diesem Tage in Deutschland nicht nur unsterblich. Er schuf sich auch viele Freunde bei Sport-Interessierten, die sich zuvor nicht als Anhänger des FC Bayern München geoutet hatten. Sie wissen schon, das war die Geschichte mit „Flasche leer“ und „was erlaube Struuunz“. Thomas Strunz, ein Spieler gesegneten Mittelmaßes, der nur der Verballhornung seines Namens durch seinen Ex-Trainer die Tatsache verdankt, dass er heute noch ab und zu bei den Privaten als Fernseh-Experte auftreten darf. Und die Wutrede Trapattonis hat es seitdem auf millionenfache Klicks bei Youtube gebracht.

Dass Personen des öffentlichen Sportlebens auch in der Autobranche immer mal wieder gerne als Werbebotschafter heran gezogen werden, ist nichts Neues. Angefangen von Tennis-Queen Steffi Graf und dem „Corsa Steffi“ bis hin zum eloquenten Mehmet Scholl, der im SUV einer rumänischen Renault-Tochter das extravagante Golfplatz-Leben über den Haufen fährt, war den Ideen solcher Personality-Gags eigentlich nichts und niemand zu schade. Selbst „Kaiser“ Franz Beckenbauer warb dereinst für die Mittelklasse-Produkte eines japanischen Herstellers. Doch „Trap“ toppt das alles: An Sympathie und Ausstrahlung, basierend auf einem einzigen Augenblick, auf einer verbalen Eruption, wie ihn selbst der Vesuv nur alle paar Jahrhunderte mal zustande bringt, hat der neue Fiat-Markenbotschafter, sich da ein Denkmal gesetzt, das an persönlicher Glaubwürdigkeit und Integrität nichts zu wünschen übrig lässt. Da haben sich ein paar Damen und Herren aus der Fiat-Zentrale bei der Verpflichtung des Trainer-Denkmals wohl ein paar Gedanken gemacht.
Zum Schluss, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich Ihnen wie immer ein angenehmes Wochenende. Verbunden ausnahmsweise mit dem auch für mich tröstlichen Fazit dieser arbeitsintensiven Woche: „Ich habe fertig!“.

Ihr Jürgen C. Braun

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