Mathias Nolte: Miss Bohemia. Zsolnay Verlag; 18,90 Euro.
Ich hatte mir geschworen, nie wieder einen Gedanken anTara zu verschwenden.Tara war für mich gestorben, sie war toter als tot.Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich aufgeschreckt wäre,wenn jemand laut ihren Namen gerufen hätte, als ich zu späterStunde bei Fanelli in Soho an der Bar saß, ein Bier trankund in der New York Times blätterte.In dieser Nacht vom fünfzehnten auf den sechzehnten April2010, als die Aschewolke eines isländischen Vulkans sich amHimmel über Europa ausbreitete, habe ich den Schwur gebrochen– wohl wissend, dass die Zeit des Bedauerns kommenwürde.
Lukas Moskowicz, Schriftsteller aus Berlin, sitzt im April 2010 in New York fest, als er in der Zeitung den Nachruf auf einen Kollegen entdeckt: Philipp Bach, der 1977 aus Ostberlin geflüchtet war, ist im Alter von 59 Jahren am Ufer der Havel tot aufgefunden worden. Moskowicz verbindet mit Bach nicht zuletzt ein Verhältnis mit der ebenso unberechenbaren wie faszinierenden Tara, Bachs jüngerer Geliebten, tätowiert mit einem Anker. Die junge Frau war eines Tages überraschend aus dem Leben beider Männer verschwunden. Auf dem Foto von Bachs Seebestattung erkennt Moskowicz nun eben Tara. Und die lässt ihn erst mal nicht mehr los – in Gedanken. Was in dem speziellen Fall sehr entscheidend ist. Wer eine eigenwillige Story und ganz speziellen Humor schätzt, ist hier bestens bedient.