Test-Tour: Audi A3 Sportback (2013)

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Was anderen Herstellern kaum mehr Wert wäre als ein Kreuzchen in der Preisliste, ist für die Herren der Ringe ein eigenständiges Modell. Schließlich bietet der Sportback mehr als den bequemeren Zustieg zum Fond. Immerhin gibt es für die 900 Euro Aufschlag zum Dreitürer auch fast vier Zentimeter mehr Radstand und insgesamt rund sieben Zentimeter mehr Auto. Deshalb können die Hinterbänkler nicht nur leichter einsteigen, sondern tatsächlich bequemer Sitzen: Selbst Erwachsene haben jetzt im Fond genügend Kniefreiheit und stoßen wegen der gestreckten Dachlinie mit dem Scheitel auch nicht mehr so leicht an den Himmel.

Natürlich wächst auch das Kofferraumvolumen – wenngleich 15 Liter Raumgewinn nicht gerade eine Sensation sind. Doch mit 380 Litern bei stehender Rückbank und bis zu 1.220 Litern, wenn man die Lehnen peu a peu nach vorne klappt, kann sich der Sportback an jeder Warenausgabe sehen lassen. Trotzdem darf man ihn natürlich nicht mit einem Kombi verwechseln. Dafür muss man das Gepäck über eine zu hohe Ladekante wuchten und kann es nicht einfach nach hinten durchschieben. Denn auch bei umgeklappter Rücklehne gibt es keinen ganz ebenen Kofferraumboden. Dafür allerdings sieht der Sportback auch nicht ganz so spießig aus wie die Kombis in der Kompaktklasse – premium statt Pampers eben.

Auch beim Fahren hat die Form ihren Vorteil. Wo Kombis bisweilen etwas behäbiger und nicht so handlich sind, macht der Sportback auf der Landstraße auch der ersten Silbe seines Namens alle Ehre: Bis zu 90 Kilo leichter als sein Vorgänger, mit dem gestreckten Radstand sehr viel besser austariert und auf Wunsch mit einer Charakterregelung auf Knopfdruck, schneidet er durch die Kurven, dass es eine wahre Freude ist. Und wenn man dann auch noch den Quattro bestellt, bringen einen nicht einmal nasses Herbstlaub oder das erste Raureif aus der Ruhe.

Bis der S3 mit 220 kW/300 PS und später sogar der RS3 mit mindestens 257 kW/350 PS an den Start gehen, gebührt die Rolle der Spaßgranate dem zwei Liter Diesel mit 135 kW/184 PS. Er bringt bis 380 Nm auf die Straße und hat deshalb genügend Kraft in allen Lebenslagen. Egal ob beim Überholen am Berg, beim Ampelspurt oder beim Einfädeln auf der Autobahn: Ein beherzter Gasstoß genügt, dann schnellt der Sportback nach vorne. Nicht umsonst schafft er den Spurt auf Tempo 100 im Zusammenspiel mit der komfortablen Doppelkupplung in 7,1 Sekunden und kratzt bei Vollgas an der 230 km/h-Marke. Allerdings darf man dann zum Normverbrauch 5,1 Litern gut und gerne 30 Prozent Express-Zuschlag addieren.

Aber es geht natürlich auch sparsamer. So bietet Audi den großen TDI auch in einer Version mit 110 kW/150 PS an und hat außerdem einen 1,6-Liter-Diesel mit 77 kW/105 PS im Programm. Bei den Benzinern geht es zunächst los mit einem 1,4-Liter, der auf 90 kW/122 PS kommt. Bestellt man den gleichen Motor mit Zylinderabschaltung, hat er 103 kW/140 PS. Und wer es richtig krachen lassen will, nimmt am besten den 1.8 TFSI mit 132 kW/180 PS, der mit 232 km/h vorerst die Spitze im Programm markiert und trotzdem nur 5,6 Liter verbraucht. Bei diesen Motoren wird es aber nicht bleiben. Für die Preiskorrektur hat Audi bereits einen 1,2-Liter-Benziner mit 77 kW/105 PS angekündigt. Und fürs grüne Gewissen gibt es bald einen 81 kW/110 PS starken Erdgas-Turbo, mit dem der CO2-Ausstoß unter 100 g/km fallen soll.

Natürlich hat der höhere Nutzwert auch seinen Preis: Mit zunächst 23.400 Euro und nach der verzögerten Einführung des Basismodells noch 22.500 Euro kostet der Sportback exakt 900 Euro mehr als der Dreitürer. Das ist zum Beispiel verglichen mit dem VW Golf kein schlechter Preis. Denn die Niedersachsen verlangen genauso viel, beschränken sich aber auf zwei zusätzliche Ausschnitte im Blech. Bei Audi dagegen gibt es auch das gestreckte Format. Und das ist den Kunden diesen Aufpreis offenbar wert. Nicht umsonst kam der Sportback zuletzt auf einen Verkaufsanteil von über 60 Prozent.

Ob das auch bei der neuen Generation gelingt, das kann Produktmanager Heiko Pabst von Ohain bislang nur schwer abschätzen. Denn künftig soll es deutlich mehr Ableger des A3 geben. Deshalb planen die Bayern nicht nur ein neues Cabrio, mit dem zum nächsten Sommer gerechnet werden kann. Schon im Frühjahr wollen sie den A3 erstmals auch als Limousine zeigen. Und damit niemand am grünen Engagement zweifelt, kommt der A3 Anfang 2014 zudem noch als e-Tron mit Plug-In-Hybrid-Technik, kündigt der Produktmanager an: „Wir haben in der Baureihe also noch so einiges vor.“ Trotzdem muss man kein Prophet sein, wenn man dem Praktiker in der Premium-Familie wieder eine große Zukunft vorhersagt. Mit drei, gespielt vier – das ist nicht nur beim Skat eine erfolgreiche Ansage.

Text: Spot Press Services/Benjamin Bessinger
Fotos: Audi

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