Test-Tour: Seat Alhambra 2.0 TDI Style

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Zwei Liter Hubraum und 140 PS als Motor reichen für den spanischen Alleskönner; reichen, um trotz voller Beladung problemlos im Verkehr mitschwimmen zu können. Reichen, um auch auf der Landstraße flott einen Lkw zu überholen ohne dabei in die Bredouille zu geraten. Den Motor dabei als genügsam zu bezeichnen, grenzt an eine Beleidigung: Mit 5,5 Liter Diesel gibt er sich auf dem Papier zufrieden. Und es geht noch sparsamer: Wir haben ihn zeitweise unter dem angegebenen Wert bewegt und dennoch reichlich Fahrspaß erleben dürfen. Der geringe Verbrauch kommt nicht nur dem Geldbeutel zu Gute, auch die Umwelt hat was davon. Mit Euro 5-Einstufung und der CO2-Effizienzklasse B darf man guten Gewissens fahren. Über das Triebwerk gibt es weiter nicht viel zu sagen: Beschleunigung, Durchzug, Endgeschwindigkeit, Verbrauch und Laufruhe entsprechen den Erwartungen, die bei Seat zwischenzeitlich enorm hoch sind und vom Hersteller ohne weiteres erfüllt werden.

Antrieb und Fahrwerk

Wie soll man ein Fahrwerk bezeichnen, das problemlos mit einem vollbesetzten Multivan zurechtkommt und gleichzeitig ohne Beladung eine mehr als sportliche Note hat, ohne dabei im geringsten unkomfortabel zu sein? Wir wissen es nicht, aber genau dieses Spagat schafft Seat beim Alhambra. Rumpel- und Schlagfrei kann man den Alhambra auf der Landstraße ums Eck fliegen lassen, ohne das Fahrwerk in Verlegenheit zu bringen. Ist die Sänfte vollgepackt, bleibt das Fahrwerk äußerst stabil, hält den Wagen in der Spur. Trotz des hohen Aufbaus neigt sich die Karosserie auch bei voller Ladung nur unmerklich. Allerdings sollte man als Fahrer immer an die Ladung denken – egal ob sperrig oder menschlich, wer's zu bunt treibt, wird sich früher oder später Ärger einhandeln.

Das Getriebe steht dem Motor in nichts nach und ist tatsächlich erstklassig abgestimmt. Ohne zu haken oder zu klemmen „flutschen“ die Gänge rein. Im Übrigen sechs an der Zahl. Drehzahlorgien für eine flotte Gangart kann man sich sparen, was im Umkehrschluss den Verbrauch deutlich senkt. Fahrwerk, Motor und Getriebe bilden eine perfekte Symbiose, die dem Fahrer richtig Freude bereitet.

Test: Karosserie, Interieur und Bedienung

Von innen nach außen: Optisch unterscheidet sich der Alhambra nicht wesentlich von den Multivans anderer Hersteller. Insbesondere nicht vom Zwillingsbruder aus Wolfsburg. Darauf bedacht, dem Fahrtwind so wenig Stirnfläche als möglich zu bieten und gleichzeitig das flexible Raumkonzept zu umhüllen, entstand kein wirklich herausragendes Design. Gut mag die Karosserieform sein, clever und durchdacht, aber eben nicht auffallend, nicht aus der Masse herausragend. Erwähnenswert an der Karosse sind die Schiebetüren rechts und links, die enorm weit aufgehen und somit viel Spielraum beim Ein- und Aussteigen sowie beim Be- und Entladen geben. Gewöhnungsbedürftig ist die windschlüpfrige Nase, deren Ende vom Fahrerplatz aus betrachtet nicht wirklich erkennbar ist. Entsprechend verlässlich ist die Einparkhilfe, die beim Alhambra eher zur Pflicht als zur Kür gehört. Getreu dem Motto „Außen pfui, innen hui“ steht der Alhambra vor einem. Wie gesagt ist die Erscheinung nicht hässlich, aber auch nicht herausragend. Aber innen – wahnsinnig clever, irrsinnig flexibel und unglaublich groß. Ein Prosit der Ingenieurskünste! Seat bietet den Alhambra als 5- oder 7-Sitzer an, also mit einer oder zwei Rückbänken. Egal welches Modell man wählt: Mit wenigen, extrem einfachen Handgriffen verschwinden die Rückbänke und es bietet sich einem eine schier nicht enden wollende, ebene Ladefläche. Egal ob mit sieben Personen auf dem Kurztrip oder mit zwei Personen, zwei Hunden und einem Rennrad auf dem Weg zum nächsten Rennen – wenn der Alhambra eins im Überfluss hat, dann Platz. Selbst der aufrechte Fahrradtransport ist problemlos möglich. Wie? Den Mittelteil der dreigeteilten Rückbank umlegen, das Vorderrad ausbauen und das Fahrrad hineinstellen. Mit Spanngurten an den zahlreich vorhandenen Ösen fixieren, fertig. Nicht einmal der Sattel muss demontiert werden. Dass sich das restliche Gepäck spielerisch verstauen lässt, muss wohl nicht explizit erwähnt werden. Die Freude über so viel Stauraum, über einen derart flexiblen Innenraum, lässt die anderen Vorzüge fast schon in Vergessenheit geraten. Wie man es von einem Seat erwartet und kennt, entsprechen die Interieur-Materialien und deren Verarbeitung einem hohen Standard. Für den Fahrer sind alle Instrumente gut einsehbar, sämtliche Hebel und Schalter einfach erreichbar und die Bedienung weitestgehend selbsterklärend. Ein großes Glasschiebedach schafft besonders im Sommer angenehmes Klima im Raum. Der Himmel des Daches lässt sich großzügig und elektrisch zurück fahren, so dass auch die Passagiere der hinteren Plätze einen ungetrübten Blick gen Himmel genießen können. Viele Ablageflächen und Staufächer ergänzen das üppige Raumangebot, alles findet durchdacht seinen Platz. Tatsächlich: Im Innenraum ist nichts dem Zufall überlassen.

Testergebnis

Viel bequem transportieren – das geht mit dem Seat Alhambra problemlos. Der Spanier überzeugt in allen Belangen, macht Spaß in allen Bereichen und bietet viel an allen Ecken und Enden. Wer sich für die „Style“-Version entscheidet, erhält überdies ein üppiges Ausstattungspaket – bereits ab Werk. Aufpeppen lässt sich der Seat nahezu ohne Grenzen, dann allerdings ist auch ein dicker Geldbeutel gefragt. In der Basis als 5-Sitzer geliefert lässt er sich gegen knapp 800 Euro auf sieben Sitzplätze erweitern. Auch die bei unserem Testwagen vorhandenen, elektrischen Schiebetüren gehören keinesfalls zum Basispaket, sondern kosten etwas mehr als 1.000 Euro – unserer Meinung nach jedoch eine sinnvolle und lohnenswerte Investition. Auch die Xenon-Beleuchtung mit Kurvenlicht und dynamischer Leuchtweitenregulierung ist kein Standard und schlägt ebenfalls mit etwas mehr als 1.000 Euro zu Buche. Die Liste der optionalen Ausstattungsmöglichkeiten ist lang und nicht sehr billig.Aber Spaß macht der Seat – und den gibt’s gratis. Spaß beim Beladen, beim Fahren, ja selbst beim Tanken hat wenigstens der Dieselfahrer derzeit noch seine Freude an der Zapfsäule. Denn durstig ist der Spanier keinesfalls, eher genügsam. Abschließend und zusammenfassend lässt sich anmerken, dass der Alhambra nicht nur als „Familienkutsche“ seinen Zweck erfüllt. Wer ein Hobby sein Eigen nennt, das nur mit sperriger Gerätschaft auszuüben ist wie beispielsweise Radfahren, ist mit dem großen Spanier bestens bedient.

Text und Test: Redaktionsbüro Uwe Meuren
Fotos: Seat

Überblick: Technische Daten

Motor:\x09Diesel
Anzahl der Zylinder:\x09\x094
Hubraum cm³:\x09\x091968
max. Leistung:\x09\x09103kW (140PS) bei 4.200 min-1
Höchstgeschwindigkeit:\x09194 km/h
Beschleunigung: \x09\x0910,9sek. bis 100 km/h
Antrieb
– Frontantrieb
– Einscheiben Trockenkupplung
– 6-Gang-Schaltgetriebe
Fahrwerk
– Vorne: Vierlenker-Vorderachse, Querlenker oben und unten, Rohrstabilisator
– Hinten: Einzelradaufhängung, Trapezlenker-Hinterachse mit elastisch gelagertem Achsträger, Stabilisator
Bremse
– Diagonal-Zweikreis-Bremssystem mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorne und Scheibenbremsen hinten
– Elektronisch geregeltes ABS im elektronischer Bremskraftverteilung
Maße
– L, B, H: 4854mm, 1904mm, 1720mm
– Kofferraumvolumen 7 Sitzer: bis 2297 Liter ohne Rückbank bei dachhoher Beladung
Gewichte
– Anhängelast kg: 2200 gebremst, 750 ungebremst
– Leergewicht kg: 1774
– Zulässiges Gesamtgewicht kg: 1710
– Maximale Dachlast kg: 100
Kraftstoffverbrauch
– Tankinhalt l: ca. 70 Liter
– CO2-Emission kombiniert g / km: 140
– Kraftstoffverbrauch außerorts l / 100km: 4,8 Diesel
– Kraftstoffverbrauch innerorts l / 100km: 6,8 Diesel
– Kraftstoffverbrauch kombiniert l / 100km: 5,5 Diesel

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