Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Als Bewohner des westlichsten Grenzraums der Bundesrepublik ist man mitunter zwar verkehrsmäßig nicht ganz so günstig dran wie unsere Mitmenschen in den Ballungszentren, die aus einem Überangebot von Bussen, Bahnen, Zügen, U-Bahnen, Flugzeugen und natürlich auch aus dem eigenen Fahrzeug zur Bewältigung der täglichen Mobilität wählen können. Doch das Dasein an der Peripherie der großen Verkehrsströme hat auch seine Vorteile. Die liegen mitunter nicht nur im Genuss der reichlich vorhandenen Natur, sondern auch in der Nähe zu Nachbarländern, die unter anderem eines anbieten: billigen Treibstoff nämlich.

So ähnlich ist das auch bei mir. Eine knappe halbe Stunde bis nach Luxemburg, wo die Spritpreise in der Regel um etwa 25 Cent pro Liter unterhalb der deutschen Forderungen an der Zapfsäule liegen. Der Großteil meiner Bekannten und Nachbarn ist daher regelmäßig zu Gast an den luxemburgischen Tankstellen – direkt hinter der Grenze. Doch auch dort sind dem Überfluss Grenzen gesetzt. Vor allem dann, wenn es um die eigene Sicherheit und die der Mitmenschen auf öffentlichen Straßen geht.

Es gibt jedoch auch eifrige Sammler und Jäger des globalen Treibstoffgutes, die sich auf gut deutsch gesagt darum einen Sch… kehren. So erreichte mich in dieser Woche eine Radio-Nachricht just zu dem Zeitpunkt als ich aus beruflichen Gründen (nicht zum Tanken) im Großherzogtum Luxemburg unterwegs war. An einem deutsch/luxemburgischen Grenzübergang, an dem seit dem Schengenabkommen normalerweise eigentlich gar nicht mehr kontrolliert wurde, war der Zoll bei einer Stichprobe fündig geworden. Die Beamten zogen den Fahrer eines ganz normalen VW Golf aus dem Verkehr, in dessen Kofferraum und sogar auf der Rückbank sie sage und schreibe 24 Kanister Benzin mit insgesamt über 600 Liter Treibstoff gefunden hatten.

Ich frage mich, was in den Köpfen solcher Leute eigentlich vor sich geht. Nichts wahrscheinlich, weil im dortigen Hirnkasten ohnehin nur öde Leere herrscht. Der Erfasste war wahrscheinlich nicht zum ersten Mal dergestalt als lebende Treibstoffbombe unterwegs. Ein Auffahrunfall auf diesen „ungesicherten Sprit-Kleintransporter“ hätte wohl verheerende Folgen für Leib und Leben aller Beteiligten gehabt. Von den Kosten verwüsteter Autos mal ganz zu schweigen.

Tags darauf las ich in unserer lokalen Tageszeitung vom gleichen Fall. Dort hatten die Kollegen dann auch schon etwas recherchiert und waren aufgrund der aktuellen Rechtslage zu dem Ergebnis gekommen, dass der Spritsünder wahrscheinlich mit einer Nachversteuerung in Höhe von ungefähr 300 Euro zu rechnen hätte. Zumindest, so hat mir ein Anwalt bestätigt, stünden aber wohl noch zu ahnende Delikte wie Steuerhinterziehung (es sei denn, der Mann hätte „versehentlich“ und nicht absichtlich getankt …) und ein Verstoß gegen die Gefahrgut-Verordnung im Raum.

Bleibt also zu hoffen, dass der Ertappte es kein weiteres Mal als „Grenzgänger ohne Furcht und Scheu“, aber auch ohne einen Funken Verstand, mit einer ähnlichen Menge an Bord versuchen wird. Dass diese Geschichte indes etwaige Gesinnungsgenossen in Zukunft von solch tumbem Verhalten abhalten wird, kann ich mir allerdings (leider) nicht vorstellen. Wenn es denn doch eine(r) versuchen sollte, dann bitte im heißen Sommer, weit weg und ganz alleine. Denn dann lohnt es sich wenigstens, weil der Nervenkitzel entsprechend höher ist. Funktionierende Vorbeugungsmaßnahmen gegen derlei unbelehrbare Teilnehmer am öffentlichen Straßenverkehr gibt es aber wohl nicht. Zumindest sind mir keine entsprechenden Rückhaltesysteme oder Airbags, die die eigene Dummheit und Borniertheit außer Kraft setzen, bekannt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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