Dakar – Überraschung noch vor dem Start

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Du stehst im feinstaubigen Wüstensand irgendwo im südafrikanischen Namibia, denkst, du hörst ein ganzes Geschwader zorniger Hornissen auf dich zukommen, suchst nach einem sicheren Fluchtweg, den es natürlich nicht gibt, duckst dich, machst dich ganz klein, das Geräusch kommt näher, immer näher, schwillt an, geht in ein infernalisches Brüllen über. Aus der Unschärfe des Hitzeglasts kommt ein Objekt auf dich zugeflogen, bodennah, eine Staubwolke ungeheuren Ausmaßes wie eine Schleppe hinter sich herziehend, mit der Geschwindigkeit einer Boden-Luft-Rakete: ein Automobil. Trotz seiner lichten Höhe geduckt wirkend, alle 4 Räder mit sichtbarem starkem Negativ-Sturz, unfassbar schnell. Gefühlte Geschwindigkeit: mach 1. Es fehlt beim Passieren des Chronisten eigentlich nur noch der Schlag, den die Durchbrechung der Schallmauer hervorruft.

Soweit die Impressionen von den ersten Testfahrten, die das Imperial Toyota South Africa-Team mit dem neu aufgebauten Toyota Hilux T1 in Namibia, im südafrikanischen Südwesten, für die Dakar-Rallye 2012 veranstaltet hat. In sehr kurzer Zeit wurde eine Renn-Maschine gebaut, die Favoritenträume wahr machen könnte. Das Ding geht wie die Pest, dem Klang nach muss da ein V8- Benziner drinstecken sagte uns ein Journalist, der es nicht weit hatte von zu Hause zur Test-Wüste unweit der berüchtigten Skelett-Küste. Doch wer soll so was fahren (können)? Die besten Fahrer der Szene sind unter Dach und Fach, haben ihre Verträge für 2012. Giniers de Villiers, ein noch recht junger Wüstenfuchs, auch schon mehrfach für VW hinter dem Volant, wird im Team die Nummer Eins sein.

Ein langjähriger Dakar-Mitbestreiter über de Villiers: Der hat mehr als ein halbes Dutzend Dakars gefahren und sie 2009 sogar gewonnen, er hat viel Erfahrung, auch durch seine südafrikanischen Meisterschaften. Und: er ist schnell, unglaublich clever, kann sehr gut taktieren. Ein weiteres Team aus der RSA wird den zweiten gemeldeten Hilux pilotieren: Duncan Vos, der die Cross Country-Meisterschaft von Südafrika vier mal gewinnen konnte. Beide Toyota- Pickups hatten ihre Standfestigkeit in den letzten Läufen der heimischen Meisterschaftsszene bereits nachgewiesen, mussten dann aber für die Dakar noch weiter umgebaut werden. De Villiers' Copilot wird erneut Dir von Zitzewitz sein, der die letzten 4 Dakar's schon erfolgreich für ihn ansagte. Wo steckt eigentlich der Sieger der 2011er- Dakar, Nasser al Attiyah, der Khatari? Einer der schnellsten Wüstenpiloten überhaupt. Ein Insider erzählte, seit VW nicht mehr mitspiele im sandigen Konzert, suche Nasser ein neues Cockpit. Auch bei X-Raid habe er schon angeklopft, wo er ja einige Zeit die Diesel- BMW's erfolgreich durch den Sand geprügelt hatte. Aber X-Raid hat schon Peterhansel. Und die Beiden seien sich nicht so ganz grün, wenn sie im gleichen Team führen. Und Nasser sei kein Abstimmungs-Experte. Der fahre nach dem Motto reinsetzen, Messer zwischen die Zähne, starten und losdüsen. Außerdem würden sich die beiden Spitzenpiloten eher kannibalisieren, was nicht gut für Teamchef Sven Quandt wäre, und so weiter… Ja, und dann müsse Nasser viel, viel Geld mitbringen, um hinter irgendein siegfähiges Lenkrad zu dürfen. Da mag ja was dran sein…

Jedenfalls starten die Teilnehmer (465 haben gemeldet!) in Mar del Plata, kehren aber nicht nach Argentinien zurück, sondern beenden den Anden- Turn in der peruanischen Hauptstadt Lima nach 14 Tagen. De Villiers hat übrigens die Startnummer 301 auf dem Hilux, man sollte ihn nicht aus den Augen verlieren.

Text: Frank Nüssel/ CineMotBilder: Charmaine Fortune-quikpics/marathonrally.com

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