Test-Tour: Audi A8 L / VW Phaeton

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Ginge es in dieser Geschichte um Prominente statt um Autos, wäre sie ein gefundenes Fressen für die Kollegen der Klatschpresse. Auf der einen Seite der junge Beau, sportlich austrainiert, nach der neusten Mode gekleidet und auf dem Weg, ein internationaler Star zu werden. An seiner Seite die alternde Diva, die ihren internationalen Durchbruch genauso regelmäßig verpasst hat, wie sie zum Liften unters Messer musste. Man muss ihr aber zugutehalten, dass sie einen eher konservativen Kleidungsstil pflegt und diesbezüglich nicht mit Gewalt auf jugendlich macht.

Damit sind die Rollen unseres Vergleichstests bereits verteilt. Den jungen Schönling gibt der Audi A8, die nicht mehr ganz so frische Diva wird überzeugend verkörpert vom VW Phaeton. Beide treten mit einem 3,0-Liter-V6-Diesel an. Im Audi leistet er 250 PS, im Phaeton sind es 240 Pferdestärken. Auch beim Drehmoment lässt der Audi mit der Konzernmaschine mehr Muskeln spielen: 550 statt 500 Newtonmeter.

Damit herrscht, trotz kleinem Plus für den Bayern, beim Antrieb ziemlicher Gleichstand. Theoretisch. Denn praktisch ist der A8 ein gutes Stück leichter als der Phaeton. Statt 2.233 Kilogramm bringt der Audi nur 1.965 Kilo auf die Waage und das sogar in der Langversion, indes der Volkswagen als normale Limousine ohne besondere Chauffeursqualitäten antritt. Den zusätzlichen Raum im Audi lassen wir denn auch hier außer Acht.

Was die Kilos angeht, fällt das schon schwerer. Zum einen wirkt der Audi einfach leichtfüßiger und folgt exakter den Anweisungen des Fahrers. Zum anderen wirkt sich das Gewicht auch massiv auf den Verbrauch aus. Und der spielt in Zeiten, da auch großen Flottenbetreiber Grenzen für den CO2-Ausstoß festlegen, selbst in der automobilen Oberklasse eine Rolle. Der Phaeton genehmigte sich bei relaxter Fahrweise 9,5 Liter Diesel und übertraf damit die durchschnittliche Werksangabe um einen Liter. Auch der Audi verfehlte die Normangabe von 6,6 Litern, blieb aber mit 7,2 Litern nur 0,6 über der Vorgabe. Das macht unter dem Strich einen Vorteil von gut zwei Litern für den Audi, den der Ingolstädter nicht zuletzt auch seiner formidabel agierenden Achtstufenautomatik verdankt. Im Phaeton werden – ebenfalls unauffällig – nur sechs Gänge gewechselt, was die optimale Anpassung der Übersetzung etwas erschwert. Über die Qualität des Getriebes zu schimpfen, ist allerdings Jammern auf sehr hohem Niveau. Der Audi ist einfach die jüngere Konstruktion und durch den relativen Leichtbau schlicht sparsamer.

Der jüngere Stil zeigt sich auch im Inneren. Designerlounge statt Wohnzimmer lautet das Motto. Dort spielt der A8 auch die Vorzüge sinnvoll integrierter elektronischer Komponenten aus. Neuester Gag: Ein Finger-Schreibpad, das auch schnell hingekritzelte Buchstaben oder Zahlen erkennt und so die Bedienung von Telefon und Navigation weiter vereinfacht. In den Zeiten, als der Phaeton auf Kiel gelegt wurde, steckte die Navigation noch in ihren Kinderschuhen. Entsprechend wurde das Display zu weit unten und vor dem Blick des Fahrers versteckt. Dafür glänzen, wo heute bei anderen Fahrzeugen Bildschirme sitzen, die Lüfterdüsen, die noch immer formschön hinter poliertem Holz verschwinden.

Im VW wirkt alles sehr massiv, schwer und etwas aus der Mode gekommen. Da hat auch die dritte Überarbeitung des Phaeton in diesem Frühjahr wenig dran geändert. Dem Vernehmen nach gefällt er in dieser Form ja den Chinesen. Dann gäbe es im Reich der Mitte für unsere alternde Diva noch eine Comeback-Chance. Auf unseren Bühnen braucht man sie nicht mehr. Da findet, um im Bild zu bleiben, unser junger Beau aus Bayern sicher passendere Gespielinnen als ausgerechnet seine angeheiratete Tante aus Niedersachsen.

Text: Spot Press Services/Günter Weigel
Fotos: SPS/Audi, Volkswagen

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