Lustig ist das Verlegerleben. Briefe von und an Daniel Keel. Diogenes Verlag; 9,90 Euro.
Da war sie freundlich, fast schüchtern – und gab das auch freimütig zu: So souverän Ingrid Noll in ihren Krimis unliebsame Menschen um die Ecke bringen ließ, so zurückhaltend registrierte sie ihren Senkrechtstart als Autorin und die Wertschätzung des Verlags. Was in diesem Fall nahezu synonym ist für die Wertschätzung des Verlegers. Diogenes, die Adresse für fein aufgemachte Bücher (inhaltlich wie handwerklich), ist nicht denkbar ohne Mastermind Daniel Keel. Der hat nun einen Teil aus seiner umfassenden Korrespondenz mit Autoren veröffentlicht. Unter anderem jenen Brief von Ingrid Noll von 1990.
Das ist nicht nur vergnüglich zu lesen, sondern zeigt auch, dass man durchaus bis heute erfolgreich und qualitätsorientiert zugleich sein kann – und nicht, wie es manche Medienmacher suggerieren, einen kurzlebigen Trend auf Unfug-komm-raus nutzen muss, auf dass eine Veröffentlichung in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Käufer/innen finde. Denn die Liste der Diogenes-Stammautoren liest sich wie ein Who-is-who der Könner: Tomi Ungerer, Jakob Arjouni, Patricia Highsmith, Joey Goebel, natürlich Patrick Süskind, den Daniel Keel erst überzeugen musste, dass Das Parfum wahrlich eine Veröffentlichung wert sei. Und jener Autor, der eines Tages auf Empfehlung eines Fräulein Büchner höflich anfragte, ob Diogenes womöglich Verwendung für seine Arbeiten habe. Der Verlag sei, so habe er gehört, auf der Suche nach Karikaturisten. Kaum vorstellbar, dass Keel diesen jungen Karikaturisten abgelehnt hätte. Hat er ja auch nicht! Weshalb bis heute auch Vicco von Bülow alias Loriot zur Stammbesetzung des Hauses gehört.
Wer einmal einen amüsanten, aber auch ernsthaften Blick hinter die Kulissen des Verlagsgeschäft im Sinne der guten Balance zwischen Kunst und Kommerz werfen möchte, wird dieses Büchlein mit Gewinn lesen.