Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Zahlen, Fakten und Daten gehören zum Kerngeschäft der Automobil-Industrie wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Manchmal geht es um PS oder Hubraum, oft aber auch um Absatz, Verkaufserwartungen oder Betriebsergebnisse. Die Zahl der Woche kam für mich in den vergangenen sieben Tagen schon am Montag, am 2. August: Es handelt sich um 1,3 Milliarden. Soviel Dollar (umgerechnet 994 Millionen Euro) nämlich überwies der expandierende chinesische Autobauer Geely an die Ford Motor Company in den USA. Damit war der größte Kauf einer Automarke durch ein chinesisches Unternehmen in der Geschichte der Auto-Industrie besiegelt. Der schwedische Autobauer Volvo, bislang eine hundertprozentige Ford-Tochter, gehört seit dem Montag dieser Woche nun endgültig zu Geely und ist damit fest in chinesischer Hand.

Die erste Frage, die Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Zusammenhang wohl beantwortet haben möchten, dürfte lauten: Und was merke ich davon, wenn ich einen Volvo fahre oder mir einen zulegen möchte? Sie werden, dessen können Sie versichert sein, nichts davon merken. Sie werden weiter ein Volvo fahren und schätzen und nicht irgend ein unsicheres China-Mobil. Denn die Chinesen haben bei allen Expansions-Bestrebungen begriffen, dass sie die Kernwerte einer Marke, die für noble und gehobene Fahrzeuge steht, nicht angreifen können. Sie dürfen und werden, wollen sie veritabeln Nutzen aus dem Geschäft ziehen, aus Volvo kein Made in China-Billigprodukt machen. Dafür steht alleine schon der Entschluss, mit Stefan Jacoby, dem bisherigen US-Chef von Volkswagen, einen versierten Branchenkenner aus Ost und West als Manager ein zu setzen, der Volvo mit westeuropäischen Maximen wieder in die Profitzone führen soll.

Auch die Tatsache, dass die Volvo-Zentrale und die Automobilproduktion weiter in Schweden und Belgien belassen werden sollen, unterstützt diese Annahme. Gleichwohl könnte einiges dafür sprechen, dass der gerade einmal 13 Jahre alte Geely-Konzern einige Probleme bei der Integration zweier Firmenkulturen haben könnte. Zumal das skandinavische Land durchaus als sehr gewerkschaftslastig gilt. Aber die Konzernspitze von Geely, des größten privaten Autoherstellers in China, wird sich mit dieser Sachlage befasst haben, bevor man bereits im März dieses Jahres den entsprechenden Kaufvertrag mit der Ford Motor Company unterzeichnet hat.

Geely will Volvo, das im Reich der Mitte als absoluter Exot gilt, nicht nur dort, sondern auch in anderen globalen Schwellenländern, bekannter machen und damit auch die Stückzahlen in die Höhe treiben. Der chinesische Autobauer setzt dabei vor allem auf die allseits bekannten Tugenden von Volvo als Produzent sicherer Fahrzeuge. Geely geht es bei dem Deal aber nicht nur um zukünftige Gewinn-Maximierung, sondern auch um Reputation. Denn als Besitzer einer der früheren Nobelmarken von Ford ist man jetzt selbst in den elitären Zirkel der Premium-Besitzer aufgestiegen. Und das zählt in dem riesigen Reich in Asien immer noch eine ganze Menge.

Vermutlich werden Sie, egal, was Sie sich leisten an diesem Wochenende, nicht gerade auf 1,3 Milliarden Dollar Ausgaben kommen, liebe Leserinnen und Leser. Doch egal, was es Sie kosten mag: Ich wünsche Ihnen ein erholsames und erbauliches Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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