Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Nun, da in den ersten Bundesländern der Ferienkalender den Beginn der schönsten Jahreszeit für Kinder und Lehrer (und manchmal auch für die Eltern) ausweist, beginnt auch in der Auto-Industrie so ganz allmählich das, was man am besten mit dem Begriff „Sommerloch“ umschreibt. Die Nachrichten werden sparsamer, Fahrzeug-Präsentation in den Monaten Juli oder August sind eher seltener und auch der inhaltliche Gehalt der Pressemitteilungen ist oft nicht gerade von überschäumender Brisanz. Ob dies auch damit geschuldet ist, dass manche Mitarbeiter in den Presseabteilungen oder vielleicht auch der eine oder andere Vorstand in diesen Tagen von König Fußball „verhaftet“ wird, vermögen wir an dieser Stelle natürlich nicht zu sagen.
Dennoch ließ in der vergangenen Woche eine Meldung des Hauses Daimler aufhorchen, die bei genauerem Hinterfragen das Thema „Globalisierung“ in den einzelnen Konzernen besonders deutlich beleuchtet. Da hieß es nämlich kurz und bündig, dass auf Dauer Chinesen in Führungspositionen des deutschen Nobel-Autobauers nicht ausgeschlossen seien. Chinesischen Ehrgeiz auch auf Führungsebene in Deutschland zu nutzen, sei für Daimler-Chef Dieter Zetsche durchaus vorstellbar, hieß es dort. Schließlich gebe es in China „beeindruckende Persönlichkeiten, die mit ihrem Energielevel, mit ihrem Anspruch, Großes zu vollbringen, hohe Erwartungen wecken, wird der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Unternehmens zitiert. Das Magazin „Stern“ berichtete erst kürzlich in seiner aktuellen Ausgabe über die Pläne des Autoherstellers in Asien.
Für Zetsche seien demnach Chinesen auch in Leitungsfunktionen im Daimler-Konzern in Europa, und nicht nur in ihren asiatischen Heimatländern, durchaus denkbar: „Nur deutsche Männer im Vorstand, das ist nicht optimal für Daimler. Wieso sollte unter den Talenten aus China nicht auch der- oder diejenige sein, die eines Tages bei uns im Vorstand sitzt“, wird Zetsche zitiert. Auch dass ein Chinese Vorstandsvorsitzender werden könnte, schließt der Daimler-Chef nicht aus: „Das wird die Zeit zeigen.“
Ob die Schwaben sich bei ihren Zukunftsvisionen (wieder einmal) zu weit aus dem Fenster herausgelehnt haben, das wird allerdings auch die Zeit zeigen. Bereits bei ihrem Engagement mit dem US-Hersteller Chrysler hatte sich Daimler seinerzeit auf dem Weg zum erwarteten Weltkonzern schwer verhoben und die Kooperation mit dem US-Autogiganten nicht nur beenden, sondern auch teuer bezahlen müssen.
Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, es gibt durchaus auch im sogenannten „Sommerloch“ die eine oder andere Nachricht, die es wert ist, genauer gelesen zu werden. In der Hoffnung, dass dies auch in den nächsten Wochen so bleiben wird, entlasse ich Sie in ein hoffentlich entspanntes und sommerliches erstes Juli-Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun