Mitsubishi: Facelift für den L200 (Pickup)

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Es gibt in der Journalisterei ein geflügeltes Wort: „Bad news are good news“, heißt: nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten (weil sie sich besser „verkaufen“). Würde man beim aktuell neu überarbeiteten Mitsubishi-Pickup L200 nach „bad news“ suchen, käme man in arge Bedrängnis. Es gibt nämlich keine, ganz einfach. Es ist den Technikern gelungen, Gutes noch besser zu machen, Sinnvolles durch einen Hauch mehr zu optimieren. Der Marktführer in Deutschland weist viel Feinschliff im Detail auf, zudem zusätzlich einen neuen Motor mit wahrlich athletischen Leistungsdaten, die dem bisherigen „Leistungstier“, dem Navara von Nissan, identisch sind. Dazu später noch.

Wäre der Chronist der Erbsenzählerfraktion zuzurechnen, würde er schreiben: der 2. und 3. Gang des 5-Ganggetriebes sind etwas kratzig, was aber für brandneue Probanden nichts Ungewöhnliches darstellt. Ferner würde er feststellen: das in der Formatgebung angenehme und sportive Lenkrad ist glatt wie ein Aal und wenig handsam. Dafür ließen sich Optionen wie „etwas gerippter, etwas genoppter oder etwas rauer“ relativ leicht abrufen. Das war’s dann schon. Der Fahreindruck darf pauschal, das heißt: nur mit Fahrer, dann mit 4 Personen besetzt, so beschrieben werden: stets komfortabel, stets sicher, wenig Wankbewegungen beim Ausweichen. Die Experten bei Mitsubishi haben Blattfederpakete entwickelt, die sorgsam abgestimmt sind mit den Dämpfern und ein sehr harmonisches Fahrverhalten generieren. Auch das Bremswerk ist den möglichen Belastungen in Geschwindigkeit und Gesamtgewicht angemessen: wer den Anker im Notfall mal abrupt und heftig werfen muss, sollte sich gut festhalten. Trotzdem: giftig sind sie nicht, die Bremszangen. Der Gesamtcharakter des Fahrwerks ist dem eines mit Schraubenfedern sehr ähnlich, nur Frostaufbrüche oder kurze Fahrbahnwellen geben ein kurzes Stuckern nach innen durch. Aber das ist bei der Konkurrenz genauso, da alle Midsize-Pickups in Deutschland ihre Hinterhand an Blattfedern aufgehängt haben.

Im Concerto grosso seiner Mitbewerber steht der neue L200 sehr gut da, setzt gar hier und da neue Maßstäbe. Längst ist er neben dem bewährten Nutz- und Lastentier zum Lifestyle-Gerät geworden. Und so blieb es auch nicht aus, dass Mitsubishi ihm jetzt zusätzlich ein richtig starkes Triebwerk gegönnt hat. Neben der ohnehin nicht schwächlichen Basis ist nun auch ein 178 PS-Athlet zu haben, der gar noch leiser läuft als sein 136-PS-Kollege. Das ist eine Ansage in dieser Klasse. Ebenso ein im Pickup-Segment fast sensationeller Wendekreis von nur 11,4 Metern. Unser privates Untere-Mittelklasse-Einkaufs-Auto weist immerhin 12,4 Meter auf. Es gibt natürlich ein Einsteigermodell des L200: Einzelkabine mit Hinterachsantrieb und nur das Nötigste an Bord. Für den Handwerker, der viel, viel Platz auf der großen Ladefläche braucht und nur seinen Gesellen mit in der Kabine transportiert. Diese Basisversion gibt es schon ab 18.99o Euro. Der zweitürige Doppelkabiner mit gleicher Antriebstechnik aber mit sperrbarem Hinterachsdifferential, Zentralverriegelung und elektrisch betätigten Fensterhebern kostet dann 21.99o Euro. Dass die 4-türigen Allradler auch preislich höher angesiedelt sind, leuchtet ein, zumal sie dann mit „Sonderausstattungspaketen“ versehen sind. Der große Doppelkabiner lässt sich dann auch mit einer 5-Stufen-Automatik ordern, die mit einer sequentiellen Handschaltung kombiniert ist. Unnötig, finden wir, da der L200 schließlich kein Sportwagen ist. Sonst hätten die Konstrukteure ihm auch Schaltpaddel am Lenkrad wachsen lassen können. Dazu gehört dann auch das „Super Select 4 WD“-Allradsystem mit Geländereduktion. Für den ganz harten beruflichen Einsatz. Oder für diejenigen, die am Wochenende mal in selektives Gelände einrollen wollen. Auch dafür ist der L200 nach wie vor bestens geeignet, wenn man den langen Hecküberhang berücksichtigt.

Preislich lässt sich der L200 bis an die 35.000-Euro-Grenze treiben, dann ist aber auch alles drin, was nötig ist und was das Herz begehrt. Zum gleichen Preis bekommt man dann allerdings auch schon einen 3-türigen Pajero neuesten Ursprungs.

Text und Fotos: Frank Nüssel

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