Test-Tour: KIA Carens

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Herausragende Optik, auffälliges Design, extravagante Karosserie – alles Attribute, die der KIA Carens definitiv nicht erfüllt. Aussagen wie etwa preisgünstig, solide, praktisch, gut verarbeitet, alltagstauglich und familienfreundlich treffen zu 100 Prozent den Charakter des koreanischen Kompakt-Vans. Einsetzbar als Zwei- bis Sieben-Sitzer bietet der Carens die typische, in diesem Markt aber auch erforderliche Flexibilität. Beide hintersten Sitze lassen sich spielend auf- und wieder wegklappen. Wer dort allerdings Platz nehmen will, sollte ein paar Kletterkünste parat haben. Alle anderen Sitze sind dank weit aufschwingender Türen bequem zu erreichen. Je nach Klapp-Zustand der beiden hinteren Sitzreihen bietet der Carens bis zu 1.650 Liter Stauraum, in dem sich auch sperrige Güter problemlos unterbringen und transportieren lassen. Apropos Beladung: Zwar schwingt die Kofferraumklappe leichtgängig nach oben, aber leider nicht weit genug. Bereits bei einer Körpergröße von rund 1,80 Metern läuft man Gefahr ständig, mit dem Kopf im Schließmechanismus der Klappe zu hängen und sich die Frisur mit Schmierfett zu versauen. Schon zehn Zentimeter mehr Spielraum nach oben könnten hier wahre Wunder bewirken.

Das durchdachte Konzept setzt sich im Innenraum fort: Zahlreiche Ablage- und Staufächer bieten ausreichend Raum, um alle notwenigen Reiseutensilien sicher zu verstauen. In der High-End Version ist der Carens mit bequemen Ledersitzen ausgestattet, die selbst in scharfen Kurven ausreichend Rutsch-Schutz und Seitenhalt bieten. Selbst auf langen Strecken wird der Rücken der Passagiere nicht strapaziert. Eher labberig präsentiert sich dagegen die Laderaumabdeckung.

Vom Fahrerplatz aus hat der Pilot alles im Blick: Klar strukturierte Anzeigen, die weder verwirren noch überfordern, sondern die Information tatsächlich aufs Notwendige beschränken. Wer mehr wissen will, drückt sich per Taste durchs Menü des digitalen Kilometerzählers und erhält neben Tages- und Gesamtkilometerstand auch Infos zu Verbrauch, Restreichweite und Durchschnittsgeschwindigkeit. In der Top-Version bietet KIA den Carens mit Regen- und Lichtsensor. Beide arbeiten sensibel und peinlich genau. Gewöhnungsbedürftig: Der Scheibenwischer wird bei jedem Einschalten der Zündung einmal aktiviert – ob nötig oder nicht. Das führt im Laufe der Zeit zu einem Schleier auf der Scheibe, der je nach Stand der Sonne fast undurchsichtig wird. Auch wenn alle Instrumente gut einsehbar und alle Schalter problemlos erreichbar sind, könnten die Lenkradhebel für Licht, Blinker und Scheibenwischer deutlich näher am Volant platziert sein. Eine kritische Betrachtung verdienen die Sonnenblenden: Sie sind leicht aufzuklappen, beim Zurückklappen springen sie jedoch regelmäßig aus der offenen Halterung, die mit ihrer Öffnung dazu dient, den Blendschutz auch an der Seitenscheibe nutzen zu können. Die haltenden Flanken sind allerdings so knapp bemessen, dass die Blende zielsicher bei jeder Rückwärtsbewegung raus springt, unmotiviert vorm Gesicht des Fahrers hängt und dessen Augenmerk von der Straße ablenkt.

Der 140 PS-Motor erweist sich als durchzugsstark, er liefert zu jeder Zeit und bei allen Verkehrslagen reichlich Drehmoment, dessen Maximalgrenze bei 305Nm liegt. Auf langen Autobahnpassagen sorgt der Motor für zügiges und dennoch Spritsparendes Vorankommen. Je nach Geschwindigkeit, Beladung und Streckencharakteristik begnügt sich der 2-Liter-Diesel Motor mit rund 7,5 Liter/100km. Sicherlich lässt sich das Auto noch sparsamer fahren, dafür ist jedoch ein enorm sensibler Gasfuß gefordert. Einziges Motormanko: Das Aggregat läuft verhältnismäßig rau und trotz guter Dämmung glaubt man, die Takte mitzählen zu können.

Fazit: Der KIA Carens EX 2,0 CRDI ist ein familientaugliches und freizeitoptimiertes Auto, das für wenig Geld alles bietet. Für knapp 25.000 Euro erhält der Kunde einen ausgereiften, wenn auch mit kleinen Unzulänglichkeiten behafteten Kompakt-Van. Alles, was der Carens bietet, bieten andere auch. Aber deutlich teurer. Und in heutigen Zeiten bestimmt der Geldbeutel eben auch, was schön und praktisch ist – weniger das persönliche Empfinden. Einen Versuch ist der Carens wegen seiner Leistung, Verarbeitungsqualität und Funktionalität allemal wert.

Text: Uwe Meuren
Fotos: KIA

Nach oben scrollen