Liebe Leserinnen!Liebe Leser!

Drei Themen haben in dieser Woche die Schlagzeilen rund um das Automobil beherrscht. Da ist einmal die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt, die am Wochenende zu Ende geht, da ist der europaweite Kampf der Opelaner um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze und da ist die schier unglaubliche Geschichte um eine der schillerndsten Figuren der Formel 1 und deren unrühmliches Ende: Flavio Briatore, geschätztes Privatvermögen 500 Millionen Euro, Lebemann und Society-Löwe, Frauenflüsterer und genialer Strippenzieher an den Schalthebeln der Motorsport-Macht.

Und dann der plötzliche tiefe Sturz in die Niederungen der Kriminalität, die Demaskierung als Falschspieler und als Entscheider, der seine Fahrer vorsätzlich zum eigenen Wohl und Profit Unfälle fabrizieren lässt. Tiefer kann man in diesen Promi-Breitengraden eigentlich nicht mehr fallen als der Mann, der sich mit Top-Models wie Heidi Klum und Naomi Campbell verlustierte und mit Italiens Staatschef Silvio Berlusconi als Sinnesbruder umgab. Gesperrt auf Lebenszeit in einer Branche, die er einst mit der Aura des Mondänen prägte.

Wenngleich der 59-jährige Italo-Galan mit vielen Vorzügen gesegnet sein mag, Einsicht in mögliche eigene Verfehlungen gehört sicherlich nicht zu seinen markantesten Charaktereigenschaften. Der italienischen Tageszeitung La Repubblica jedenfalls erklärte er dieser Tage, dass ich am Ende siegen werde und danach eine wunderschöne Party feiern werde. Und dann, so der ehemalige Renault-Chef werde ich alle diejenigen einladen, die mir in dieser schweren Zeit nahe stehen.

Der Lebemann, der Michael Schumacher zu Benetton-Zeiten zum ersten Mal zum Formel-1-Weltmeister machte, ist ein Selfmade-Typ, der seine Karriere einst als Skilehrer begann und den nur eines antreibt: Die Sucht zum eigenen Erfolg, koste er, was es wolle. Und wenn es der eigene Ruf ist. Ich will immer der Erste sein. Als in Deutschland noch viele glaubten, Michael Schumacher sei der Sohn von Toni Schumacher, da hatte ich ihn schon gestand er einst der Bild-Zeitung.

Doch die Enthüllungen seines ehemaligen Fahrers Nelson Piquet jr. haben das Ansehen eines der einflussreichsten Männer der Formel 1 nicht nur schwer angekratzt, sie haben es völlig zerstört. Wenn in Zukunft von Flavio Briatore die Rede sein wird, dann wird man in erster Linie an den ruhmlosen Abgang eines gierigen und skrupellosen Managers denken, und nicht an einen Mann, der zwei Formel-Weltmeister (Schumacher und Fernando Alonso) geformt und gefördert hat. An einen geldgeilen und skrupellosen Typen. Und das ist in einer Woche, in der Tausende von Familienväter um ihre Arbeitsplätze in der Auto-Industrie kämpfen, eine ganz und gar beschämende Meldung.

Ich wünsche Ihnen nicht nur eine auch in Zukunft hoffentlich spannende und Briatore-freie Formel 1, sondern auch ein schönes und erholsames Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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