Test-Tour: Mercedes B 170 NGT

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Im vergangenen Jahr genügte ein Blick auf die Preisschilder der Tankstellen um dem Betrachter ein schauriges Gruseln zu vermitteln – immerhin sparte man sich so das Anschauen eines Horrorstreifens. Kein Wunder also, dass viele Autofahrer nach preiswerteren Alternativen suchen und sie bei der Gas-Zapfsäule finden. Erdgas (CNG) ist genauso wie Flüssiggas (LPG) steuerlich bis 2018 begünstigt und somit billiger als herkömmlicher Sprit. Aber wie fährt und tankt es sich mit einem Gas-Auto? Wir fuhren die Mercedes B-Klasse in der Erdgas-Variante, die bei den Schwaben NGT wie Natural Gas Technology genannt wird.

Vor B kam nur E: Die B-Klasse ist nach der E-Klasse das zweite Fahrzeug von Mercedes, das mit Erdgas gefahren werden kann. Dabei setzten die Stuttgarter auf die bivalente Antriebsmöglichkeit. Das bedeutet: der Van kann sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin angetrieben werden. Der Vorteil dabei ist, dass sich die Reichweite deutlich erhöht. Mit den 16 Kilogramm Erdgas schafft das Fahrzeug rund 300 Kilometer, dazu addieren sich noch 700 Kilometer, die man mit dem Benzintankinhalt zurücklegen kann. Da die Tankstellendichte für Erdgas immer noch nicht sehr dicht ist, rund 800 Zapfsäulen gibt es bundesweit, beruhigt der Gedanke an die zusätzlichen Kapazitäten des Benzintanks doch ungemein. Der Nachteil des bivalenten Konzepts hört man dagegen deutlich: Das 2,0-Liter-Aggregat mit 85 kW/116 PS quittiert die Auslegung für beide Antriebsversionen mit rauhem Gebrumm. Außerdem zeigt sich das Triebwerk nicht gerade von seiner spritzigen Seite. Vielmehr ist beim Beschleunigen Geduld angesagt. Reichlich zäh im Antritt, sind zwölf Sekunden vonnöten den rund 1,5 Tonnen schweren Tourer von 0 auf 100 km/h zu bringen. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 184 km/h erreicht.Eine deutlich bessere Figur macht der B170 NGT dagegen an der Tankstelle. Schon beim Vorfahren und beim Lesen der Preisschilder kommt Freude auf. Super kostete Ende November 08 rund 1,50 Euro, Diesel nicht viel weniger, aber unsere Zapfsäule überzeugte mit 92 Cent pro Kilogramm Erdgas. Der Energiegehalt von einem Kilogramm Erdgas entspricht ungefähr 1,5 Litern Superbenzin. Mit gut 15 Euro waren die Erdgastanks wieder aufgetankt. Apropos Tanken: Der Tankvorgang an sich ist einfach und unterscheidet sich nicht wesentlich vom normalen Befüllen. Auch das Fahren mit Erdgas ist unkompliziert. Man muss nur über den Bordcomputer den Gasmodus anwählen, schon bewegt sich das Fahrzeug mit dem alternativen Antrieb. Im Display leuchtet dann eine Gasflasche auf. Ist der Gasvorrat aufgebracht, wird automatisch auf Benzin umgeschaltet. Bei unseren Testfahrten konsumierte die B-Klasse sechs Kilogramm für die Wegstrecke von 100 Kilometern. Die Werksangaben geben 4,9 Kilogramm an. (CO2-Ausstoß: 135 g/km) Im Benzinbetrieb flossen durchschnittlich 7,6 Liter durch die Leitungen, rund 0,3 Liter mehr als vorgesehen. (CO2-Ausstoß: 180 g/km)

Ab stolzen 29.334 Euro steht unser Testwagen beim Händler und kostet damit rund 3.700 Euro mehr als der vergleichbare B 170. Die Komfort- und Sicherheitsausstattung unterscheidet sich nicht von der reinen Benziner-Version, nur der Kofferraum ist wegen des Platzbedarfs für die Erdgastanks etwas kleiner (416-1.402 Liter statt 544-1.530 Liter). Ob sich der Mehrpreis rechnet, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie beispielsweise jährliche Kilometerleistung oder ob der örtliche Gasanbieter mit Zuschüssen oder Tankgutscheinen die Investition subventioniert.

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