Für eine bessere und saubere Zukunft arbeiten die GM/Opel-Ingenieure allen schlechten Wirtschaftsprognosen zum Trotz. Drückt auch die Finanzmisere des Unternehmens aufs Gemüt, die Entwickler können zumindest mit positiven Technik-Nachrichten auftrumpfen und die neue Generation des Brennstoffzellen-Antriebs Hydrogen4 vorstellen. Seit über zehn Jahren tüfteln die Forscher an dieser Wasser- und Brennstoffzellen-Technologie. War der Opel Zafira noch Basis für die dritte Generation, ist die Weiterentwicklung im SUV Chevrolet Exquinox verbaut – die GM-Modellpolitik lässt grüßen. Weltweit sind 100 solcher Fahrzeuge unterwegs und können von Privatpersonen oder Firmen getestet werden. In Deutschland fahren nun im Rahmen eines Flottenversuchs zehn Wasserstoff-Fahrzeuge durch Berlin. Ziel ist es zu zeigen, dass das Fahren mit der Brennstoffzelle genauso einfach ist wie die Fortbewegung mit dem klassischen Automobil.
Mal abgesehen von den vielen bunten Aufklebern unterscheidet sich das HydroGen4-Fahrzeug optisch kaum von einem Serienmodell des amerikanischen SUV. Hinten verraten der fehlende Auspuff und vier Schlitze in der Stoßstange, dass hier ein besonderer automobiler Artgenosse unterwegs ist. Das Fahren selbst gestaltet sich ganz unspektakulär. Einfach die Zündung drehen, los geht es. Nur dass kein Gebrumm ertönt, sondern ein leises Zischen und Zurren zu hören ist. Ein Drehzahlmesser ist natürlich auch nicht vorhanden, dafür gibt es eine Anzeige, die die Energieleistung angibt. Den Ampelstart gewinnt man locker, schließlich entwickelt der 100 PS starke Elektromotor schon von der ersten Umdrehung an 320 Nm. Nur zu weiteren Beschleunigungsversuchen braucht es dann ein wenig Geduld. Der Wagen ist kein Sportler. In zwölf Sekunden schafft man den Standardspurt, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h erreicht. Hier steht nicht fahrerische Höchstleistung im Mittelpunkt, sondern die Brennstoffzellen-Technik.
Die besteht aus 440 in Reihe geschalteter Zellen. Sie sind nun kompakter, ihre Leistungsfähigkeit wurde zudem verbessert, besonders haben die Ingenieure an ihrer Kälteempfindlichkeit gearbeitet. Jetzt soll die Brennstoffzelle auch bei Minusgraden problemlos starten. Die Reichweite des bis zu 4,2 Kilogramm fassenden Wasserstofftanks beträgt rund 320 Kilometer. Apropos Tanken: Das funktioniert unkompliziert, so ähnlich wie beim Erdgas-Nachfüllen. Das Problem ist eher die fehlende Infrastruktur. In Berlin stehen zurzeit immerhin zwei (2) Befüllungsstationen zur Auswahl, eine dritte ist geplant.
Die hohen Kosten für Tankstellen und Fahrzeuge verhindern (noch) eine flächendeckende Verbreitung. Mit steigenden Stückzahlen sollen diese aber sinken. Noch nicht gelöst ist hingegen die Frage, wie der Tiger überhaupt zu den Tankstellen und damit in den Tank kommt. Um Wasserstoff als Treibstoff zu nutzen, muss erst einmal viel Energie aufgewendet werden. Energie, die man in Zuge der immer besser werdenden Batterien auch direkt in dieses – immer effizienter werdende – Speichermedium stecken könnte, um Elektrofahrzeuge zu bewegen. Immerhin ist GM auch in dieser Sparte gut aufgestellt. Mit dem Volt bringt das Unternehmen in 2010 das erste Strom-Auto auf den Markt – noch bevor die Konkurrenz soweit ist – und dazu mit beeindruckenden Leistungsdaten: Neben einer Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h soll der Volt rund 65 Kilometer rein elektrisch fahren können. Das reicht für die meisten Pendler zur Arbeitsstelle und zurück nach Hause. Dort kann das Fahrzeug per Kabel an der heimischen Garagensteckdose in ca. drei Stunden aufgeladen werden. Natürlich kommt auch der Strom nicht einfach aus der Steckdose: Ideal wäre, wenn er aus regenerativer Erzeugung zum Einsatz käme. Falls die Fahrt einmal die Batterie-Reichweite überschreitet, hilft ein kleiner Benzinmotor weiter. Der leistet rund 60 PS und treibt den Generator an und lädt die Batterie auf. Mit einem Durchschnittsverbrauch von deutlich unter fünf Litern soll sich dann die mögliche Fahrstrecke auf über 600 Kilometer erhöhen.
Technisch sind also durchaus Lichtblicke bei GM auszumachen.
Text: Elfriede Munsch