DTM-Champion im Audi A4: Timo, der Ent-Scheider

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Ovationen aus mehr als 70.000 Kehlen für den erfolgreichsten DTM-Fahrer aller Zeiten. Bei der Königskrönung von Audi-Pilot Timo Scheider am Sonntag auf dem ausverkauften Hockenheimring wurde der fünffache Champion der Deutschen Tourenwagenmasters, Bernd Schneider, mit einem gigantischen Farewell-Spektakel in den motorsportlichen Unruhestand verabschiedet. Als einziger Pilot kann der gebürtige Saarländer, der zwei Jahrzehnte lang sein Zuhause an der Côte d'Azur aufgeschlagen hatte, auf Meisterschaften sowohl in der alten Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, wie auch in der Nachfolge-Serie Deutsche Tourenwagenmasters zurück blicken. Seine persönlichen Triumphe in den Jahren 1996, 2000, 2001, 2003 und 2006 werden auf lange Sicht wohl unerreicht bleiben. Allein in Hockenheim, wo am Sonntag vor proppevollen Rängen (neuer Zuschauerrekord mit 165.000 Besuchern am Wochenende) das DTM-Finale 2008 stattfand, konnte der 44jährige in seiner langen Karriere 13 Siege feiern.

Mit viel Emotion und Wehmut, aber auch mit sichtlichem Stolz nahm der vorbildliche Sportsmann Bernd Schneider in seinem 227. und letzten DTM-Rennen Abschied vom aktiven Motorsport. Ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift Danke, Fans war Ausdruck seiner Zuneigung für seine vielen Bewunderer und seiner leisen Wehmut zugleich. Schneider ist nicht nur der einzige Fahrer des aktuellen Fahrerfeldes, der sowohl in der früheren (1984 bis 1996) DTM, sowie in der Nachfolgeserie (ab 2000) aktiv war. Ihm gelang auch als einzigem Piloten das Kunststück, seinen im Vorjahr gewonnenen Titel zu verteidigen (2000/2001). Seine Bestmarken bei Siegen, Pole Positions und schnellsten Rennrunden werden wohl noch lange Bestand haben, sofern sie überhaupt eines Tages übertroffen werden.

Schneider hatte den Zeitpunkt seines Abschieds bewusst und mit Bedacht gewählt: Ich war über 30 Jahre aktiv als Rennfahrer unterwegs. Mein Ziel war es immer gewesen, dann aufzuhören, wenn mir der Sport noch Spaß macht und ich noch konkurrenzfähig bin. Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Es fällt mir schwer, den vielen Freunden, die ich in 17 Jahren bei Mercedes-Benz gewonnen habe, adieu zu sagen. Aber ich freue mich auch auf die neuen Herausforderungen als Instruktor, Testfahrer und Markenbotschafter.

Im allgemeinen Abschiedstrubel für den zukünftigen Mercedes-AMG-Markenbotschafter ging die Titelentscheidung zwischen Audi und Mercedes, zwischen dem Rheinländer Scheider und dem Schotten di Resta, fast ein wenig unter. Und dies, obwohl das sprichwörtliche Rennen auf der Zielgeraden in diesem Jahr so eng war wie nur ganz selten in den bisherigen Wettbewerben. Auch als noch mehr Marken, und nicht nur Audi und Mercedes-Benz vertreten waren. Doch der proppenvolle Hockenheimring Baden-Württemberg mit mehr als 70.000 Zuschauern am Rennsonntag und einer eigens zusätzlich installierten Tribüne zeigte, dass die DTM lebt, dass das Konzept greift.

Im elften und letzten Rennen der Saison hatte Scheider, der bis vor zwei Jahren noch für Opel ins DTM-Volant gegriffen hatte, Konkurrenz und Rennen nach einem Turbo-Start von Platz drei aus im Griff. Dieser hervorragende Start war sicher einer meiner Schlüssel zum Erfolg, bilanzierte Scheider, der vom zweiten Rennen an die DTM angeführt hatte. In den letzten Runden musste er seinen Vorsprung von etwa drei Sekunden auf den zweitplatzierten Schotten nur noch ruhig und mit Bedacht nach Hause fahren. Aber als es dann zum Schluss ging, habe ich mit den Tränen gekämpft und laut gedacht: 'Lieber Gott, lass mich das alles zurück geben, was ich in diesem Jahr an Vertrauen bekommen habe.'

Der liebe Gott tat ihm schließlich den Gefallen und machte damit den Weg frei zu einer Nacht, an der keiner mehr an Schlaf denken wird, wie der neue Champion prognostizierte. Und damit sollte er wohl recht behalten. Nach einem Feuerwerk von der Boxenmauer bei der Zieldurchfahrt des neuen Titelträgers folgte das Feuerwerk bei der Champions Night. Ein würdiger Abschluss einer grandiosen Saison und einer einzigartigen Karriere.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard: Schoke

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