Erste Erfahrungen: Opel Insignia

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Bange machen gilt nicht. Bankenturbulenzen hin, Börsentiefflüge her oder drohende Wirtschaftskrise und Konjunkturflaute: Der Opel-Vertriebschef Thomas Owsianski bleibt bei der Vorstellung des Opel Insignia optimistisch. Gerade weil das Geld der Kunden nicht mehr locker sitzt, sieht er für Mittelklasse-Fahrzeuge bessere Chancen im Vergleich zu durstigen SUV oder großen Vans. Nun, Opel hat schließlich in den vergangenen Jahren gelernt, mit Schwierigkeiten umzugehen. Und die Marke mit dem Blitz hat mittlerweile auch verstanden, dass Sparen allein nicht hilft und setzt daher wieder auf Qualität und Innovationsbereitschaft. Und so investiert GM Europa bis 2012 neun Milliarden Euro in die Tochter Opel und in ihre neuen Modelle. Dass das Geld gut angelegt ist, zeigt der Insignia, der ab dem 22.11. als Stufenheck oder Fließheck bei den Händlern steht. Die beliebte Kombiversion, die nicht länger als Caravan firmiert, sondern neudeutsch modern als Sports Tourer vermarktet wird, kommt im Frühjahr 2009 in den Handel.

Anders als der Vorgänger tritt die Insignia-Limousine mit einem selbstbewussten Blechkleid auf. Dazu haben die Couture-Spezialisten den Fahrzeugvarianten fließende, fast coupéhafte Linien auf die 4,83 langen Körper gezeichnet. Große Scheinwerfer, ein ausdruckstarker Kühlergrill und ein Logo mit dem Opel-Schriftzug unterstreichen das neue Selbstwertgefühl. Mehr Wertigkeit stand bei der Gestaltung des Interieur auf der Aufgabenliste ganz oben. Und in der Tat: Das Innenleben macht einen guten Eindruck. Die Verarbeitung stimmt und die verwendeten Materialien fühlen sich gut an. Ob die Applikationen in Holz oder Chrom-Kunststoff allerdings gefallen, bleibt Geschmackssache. Die Klavierlack-Optik dürfte dagegen keine Diskussionen hervorrufen. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Bedienung von Radio, Navigation oder Klimaanlage gestaltet sich einfach. Besonderes Augenmerk wurde auf die Gestaltung der Sitze gelegt. Schon die Bestuhlung in der Basisversion ist bequem und lässt sich vielfach verstellen. Für Vielfahrer empfehlenswert: Der Sportsitz mit dem Gütesiegel AGR (Aktion gesunder Rücken), der sich besonders um die strapazierten Bandscheiben und Lendenwirbeln verdient macht. Platz ist vorne und hinten reichlich vorhanden, im Fond müssen aber Sitzriesen der abfallenden Dachlinie durch ein leichtes Kopfsenken Tribut zollen. Beim Gepäck muss man sich nicht einschränken. Zwischen 500 und 1.010 Liter (Stufenheck) und 520 und 1.020 Liter (Fließheck) schlucken die Kofferraumabteile.

Nur gutes Aussehen und Anfühlen reicht aber in der gut aufgestellten Mittelklasse nicht. Und so bietet Opel optional einige technische Leckerbissen für den Insignia an. Eine Kamera, die zwischen Frontscheibe und Rückspiegel angebracht ist, erkennt Verkehrsschilder und zeigt dem Fahrer Geschwindigkeits-und Überholverbotsschilder im Display an. Das Opel Eye genannte System hilft ab 2009 Führerscheine zu retten. Nicht nur für die Brillenschlangen unter den Autofahrern interessant, ist das AFL+ (Adaptive Forward Lighting). Neun verschiedenen Lichteinstellungen ermöglichen die automatische Anpassung des Fahrlichts an die Straßen-und Witterungsbedingungen. Das FlexRide-Fahrwerk (Serie bei der Sportausstattung) gestattet, die Abstimmung zwischen sportlich dynamisch oder komfortabel zu wählen. Nett: Im Sportmodus wechselt die Beleuchtung der Instrumente von weiß auf rot. Beim Allradantrieb (Adaptive 4×4) erlaubt eine elektronisch gesteuerte hydraulische Mehrscheibenkupplung, das Antriebsmoment zu 100 Prozent zwischen Front-und Hinterachse zu verteilen. Zur Markteinführung offeriert Opel sieben Motoren, davon vier Benziner. Hier reicht das Spektrum von 85 kW/115 PS bis zum Sechszylinder mit 2,8-Liter 191 kW/260 PS. Letzterer ist serienmäßig mit dem aktiven Allradsystem versehen. Die drei neuen 2,0-Liter-Selbstzünder leisten 81 kW/110 PS, 96 kW/130 PS und 118kW/160 PS. Ab Werk sind alle Aggregate mit Sechsgang-Schaltgetrieben gekoppelt. Für die jeweiligen Topversionen stehen Sechsgang-Automatik-Getriebe als Option bereit.

Bei ersten Testfahrten konnte auf Benzinerseite der 2,0 Liter 162 kW/220 PS starke Turbo seine Spritzigkeit unter Beweis stellen. Sein Drehmoment von 350 Nm, das zwischen 2.000 und 4.000 Umdrehungen bereit steht, verführt zu gelassenem Dahingleiten. Bei Bedarf jedoch zeigt das Aggregat seine Sprinterqualitäten. Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 7,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 242 km/h erreicht. Der Verbrauch ist mit 8,9 Litern angegeben (CO2-Ausstoß: 208 g/km). Damit liegt das Aggregat nur gut einen Liter über dem Verbrauch des 115 PS-Triebwerks.
Genügsamer gehen die Selbstzünder mit dem Kraftstoff um (5,8 Liter, CO2-Ausstoß: 154 g/km) Eine sparsamere ecoFlex-Variante in Verbindung mit dem 160 PS-Diesel steht erst ab 2009 zur Verfügung. Sie soll einen Durchschnittsverbrauch von rund 5 Litern schaffen. Ebenfalls in 2009 ergänzen ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 180 PS und ein 2,0-Liter-TwinTurbo-Diesel mit 190 PS die Motorenpalette.

Ab 22.700 Euro für das Stufenheck und ab 23.090 Euro für das Fließheck kosten die ab Werk gut ausgestatteten Insignia-Fahrzeuge und sind damit etwas günstiger als die vergleichbaren VW-Passat-Modelle. In der Topmotorisierung und Ausstattung klettert der Preis für die Mittelklasse-Limousine jenseits der 40.000 Euro-Marke. Aber auch da sind sie mit dem Platzhirsch aus Wolfsburg in guter Gesellschaft.

Text: Elfriede Munsch

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