Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Es ist gewissermaßen eine Art Mischwesen, das Honda als das erste Motorrad mit Automatikgetriebe vermarktet. Vom Batmobil kommt das Design, lang gestreckt, futuristisch und ziemlich schnittig. Die Isetta spendierte das stufenlose Getriebe während die Harley schließlich die Sitzposition und die Idee des V-Motors beisteuerte. Klingt interessant? Ist es auch. Ihre besten Momente hat die DN-01 im Stand. Da wirkt das Design ähnlich innovativ wie die gesamte Idee.

Sobald man allerdings auf dem niedrigen und weichgepolsterten Sitz Platz nimmt, verlischt der Zauber. Der Lenker reckt sich einem lang entgegen. Die Sitzposition ist sehr aufrecht wie bei einem klassischen Chopper. Die Füße weit nach vorn, Rücken gerade. Nach dem Druck auf den Startknopf erwacht der 680 ccm-V2 zum Leben und Kraft seiner immerhin 45 kW/61 PS bewegt sich die DN-01 recht unspektakulär. Der Motor fällt vor allem durch das Fehlen von Wohlklang auf. Was sich akustisch abspielt, gehört vielleicht in eine Nähstube, aber nicht auf ein relativ großes und 270 Kilogramm schweres Motorrad. Aber gut, schließlich ist die DN-01 als Tourer konzipiert und da mag man es auf Dauer auch leiser. Einmal in Fahrt, ist der Sound auch nicht mehr das Problem, weil er locker von den Windgeräuschen übertönt wird. Das schnittige Batmobilkleid ist etwas spack. Der Windschutz hört ziemlich genau auf Höhe des Bauchnabels auf, was das Fahren mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h mühsam macht, zumal man sich in dieser Sitzposition, anders als bei einem naked Bike auch nicht sinnvoll nach vorne beugen kann. Ohnehin beschleunigt die DN-01 nicht gerade willig in höhere Temporegionen. Mehr als 140 km/h sind eine Tortur für Fahrer und Maschine, was die grundsätzliche Eignung für lange Touren schon mal einschränkt. Dem spricht auch der lediglich 15 Liter fassende Tank entgegen. Die Tankuhr zeigte jeweils schon nach 100 Kilometern ein ziemlich niedriges Niveau an, was alsbald einen Besuch an der Tankstelle zu empfehlen scheint. Um die sieben Liter mussten während unseres Alltagstests dann jeweils nachgefüllt werden. Zu vermuten ist, dass diese Regelung vor allem der Rückenschonung dient. Die weichen Sitzpolster in Kombination mit der aufrechten Sitzhaltung erschweren jedenfalls bei mir nach spätestens einer Stunde den Verbleib im Sattel. Das Absteigen hat weitere Vorteile. So sieht man plötzlich, dass die DN-01 tatsächlich einen Drehzahlmesser hat. Während der Fahrt ist sein Display hinter der Verkleidung komplett versteckt. Ablesen kann man mit mehr als 170 Zentimetern Körpergröße eigentlich nur Tacho und Tankuhr. Ältere Herrschaften in unserem Freundeskreis, die das japanische Normmaß nicht überschreiten, waren von der DN-01 des bequemen Aufstiegs wegen sehr angetan. Alle anderen und denen schließe ich mich ausdrücklich an, hielten dieses erste Automatikmotorrad für einen misslungenen Versuch, die Gattung Zweirad weiterzubringen. Für so etwas steigt keiner vom Auto aufs Motorrad um und wer schon ein richtiges Motorrad hat, kauft die DN-01 ebenfalls nicht. Die homöopathischen Verkaufszahlen von deutlich unter 100 Einheiten liegen jedenfalls nicht nur am zu hohen Preis von immerhin 11.790 Euro.

Text: Günter Weigel

Scroll to Top