So langsam wird es ganz schön eng in den Reihen der kompakten Geländewagen. Schließlich hat mittlerweile fast jeder Hersteller ein solches Fahrzeug im Portfolio. Mit ziemlicher Verspätung tritt Ende November nun noch der Volvo XC 60 an. Der Schwede soll sich vor allen Dingen gegen einen Audi Q5 oder einen Mercedes GLK – allesamt ebenfalls keine Frühstarter – in Stellung bringen. Wenn man schon den Start verschlafen hat, soll zumindest das Rennen um die Gunst der Kundschaft erfolgreicher verlaufen.
Dabei setzt Volvo auf seine ureigenen Werte und spielt die Sicherheitskarte als Trumpfblatt aus. Längst werden die kompakten SUV überwiegend im städtischen Terrain bewegt. Folgerichtig haben die Volvo-Ingenieure ihr Augenmerk auf das dortige Verkehrsgeschehen gerichtet. Dreiviertel aller registrierten Unfälle passieren hier bei Geschwindigkeiten von unter 30 km/h und in der Hälfte aller Auffahrunfälle hat der Fahrer überhaupt nicht gebremst, weil er abgelenkt wurde. Der XC 60 verfügt daher ab Werk über ein Assistenzsystem, das im Falle einer drohenden Auffahrkollision automatisch eine Notbremsung einleitet. Beim City Safety genannten System erkennen Lasersensoren im oberen Bereich der Windschutzscheibe Fahrzeuge beziehungsweise Hindernisse in einem Abstand von bis zu zehn Metern voraus. Allerdings können Menschen oder aber auch stark reflektierende Gegenstände nicht erfasst werden und das gefahrene Tempo muss unter 30 km/h sein. Hat City Safety zum Beispiel bemerkt, dass der Fahrer trotz eines Hindernisses seine Geschwindigkeit nicht reduziert, wird automatisch eine Notbremsung eingeleitet. Im Idealfall kann so ein Auffahrunfall verhindert werden, zumindest aber werden die Folgen durch die verringerte Aufprallgeschwindigkeit gemindert. Wem dies nicht reicht, kann weitere Optionen bestellen: Dann piepst und leuchtet es auf, wenn man dem Vordermann zu nahe kommt, sich jemand im toten Winkel befindet oder weil man einfach mal wieder zu faul zum Blinken beim Spurwechseln war.
Aber nicht nur in Punkto Sicherheit ist der XC 60 eine Überlegung wert. Er macht auch optisch was her. Im Inneren wirkt er sachlich, alles ist übersichtlich angeordnet. Die aus anderen Volvo-Fahrzeugen bekannte freischwebende Mittelkonsole ist dem Fahrer zugeneigt. Die hohe Sitzposition verschafft dem Fahrer eine gute Übersicht. Platz ist für Passagiere reichlich vorhanden, der Kofferraum fasst aber nur zwischen 495 und 1.455 Litern. Von außen überzeugt der 4,63 m lange Schwede mit markanten Formen, die einerseits klassisches Volvo-Design aufgreifen, andererseits aber durch neue Stilelemente wie beispielsweise die geschwungene Heckleuchte frischen Wind in die Außendarstellung bringen. Serienmäßig rollt er auf 17-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Ein wenig mehr frischen Wind hätte man sich allerdings bei der Auswahl der Motoren erwartet. Die zwei 2,4-Liter-Turbodiesel mit fünf Zylindern leisten 129 kW/163 PS und 136 kW/185 PS und sind alte Bekannte. Der 185 PS Selbstzünder machte bei ersten Testfahrten keine schlechte Figur, nur drängt sich der Eindruck auf, dass nicht immer die komplette Durchzugskraft von 400 Nm willig ist, ihren Einsatz zu bringen. Der Verbrauch mit 7,5 Litern geht in Ordnung (C02-Ausstoß: 199 g/km). Deutlich eleganter fungiert der aufgeladene 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder mit 210 kW/285 PS. Eine Sechsgang-Automatik schaltet direkt und sanft. Der Verbrauch mit durchschnittlich 11,9 Litern ist aber zu hoch (CO2-Ausstoß: 284 g/km). Ein sparsamerer Diesel ist für nächstes Jahr angekündigt, dann folgt auch eine nur frontangetriebene Version. Bis dahin verfügen alle XC 60 über einen permanenten Allradantrieb.
Am 22. November tritt der Schwede bei den deutschen Händlern an. Die Preisliste beginnt ab 33.900 Euro für den kleinen Diesel und endet ab 48.350 Euro für den Benziner mit dem höchsten Komfortniveau. Im Basispreis des 163 PS-Selbstzünders ist neben der Funktion City Safety ein sehr guter Sicherheitsstandard selbstverständlich. In Punkto Komfort gehören alle wesentlichen Ausstattungsmerkmale dazu. Preislich bewegt sich damit der Volvo im Rahmen der Mitbewerber aus Ingolstadt oder Stuttgart.
Text: Elfriede Munsch