Seit nunmehr zehn Jahren treffen sich alljährlich am letzten Aprilwochenende am Comer See Autoenthusiasten aus der ganzen Welt um einige der spektakulärsten und schönsten Fahrzeuge der Welt zu sehen und zu zeigen. Der Concorso d'Eleganza Villa D'Este gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen der Oldtimerszene und er verbindet die mobile Klassik mit der Zukunft des Automobils.
Die Jury unter der Aufsicht des Schweizers Urs Ramseier wählt jedes Jahr rund fünfzig Klassiker aus, die im Garten der Villa D'Este vorgestellt werden. Jedes einzelne Fahrzeug braucht eine besondere Geschichte um überhaupt zugelassen zu werden. Hinzu kommen zwölf aktuelle Studien. Damit schlägt die Veranstaltung den Bogen in die Zukunft und bietet gleichzeitig einen Reminiszenz an ihre Vergangenheit. Schon 1929 trafen sich am Comer See die abgesagtesten Karossiers um ihre damals aktuellen und zukunftsweisenden Kreationen bewerten zu lassen.
Am vergangenen Wochenende präsentierten sich zwölf Studien dem Publikum, darunter der Mercedes-Benz F700, der Hyundai QarmanQ, das Cadillac CTS Coupé, der Lexus LF-A Raodster und der Rinnspeed Scuba. Der Publikumspreis für Concept Cars und Prototypen ging an einen Bugatti Veyron Fbg Hermès, der extra für diese Veranstaltung für das Modehaus Hermes gestaltet wurde. Bei den Klassikern gewann der Mercedes-Benz 540 K Autobahnkurier von 1938 den Coppa d'Oro Villa d'Este. Dieser Preis wird vom Publikum und den Teilnehmern am gewählt. Der Autobahnkurier ist eines von lediglich zwei gebauten Stromlinien-Modellen, die auf Basis des Mercedes Benz 540 K gebaut wurden. Der Wagen wurde 1938 von Dr. Ignacio Barraquer erworben und verblieb bis 2004 im Familienbesitz. Dann wechselte der Autobahnkurier in den Besitz der mexikanischen Sammler Deborah und Arturo Keller, wo er einer kompletten Restauration unterzogen wurde. Den Hauptpreis der Jury, den Trofeo BMW Group, erhielt der Ferrari 166 Mille Miglia von 1949. Der Rennwagen mit der Nummer 724 gewann 1950 mit dem Fahrer Marzotto den berühmten italienischen Straßenklassiker. Der heutige Besitzer, John Croul, erwarb den Wagen 2003 und ließ ihn komplett in den Originalzustand restaurieren. BMW zeigte anlässlich des 30.Geburtstags des Supersportwagens M1 eine spektakuläre Designstudie: den M1 Hommage.
Der M1 erblickte 1978 das automobile Licht der Welt und kostete damals rund 180.000 DM. Insgesamt wurden nur 442 Exemplare gebaut. Die Bayern feierten nicht nur den 30. Geburtstags ihres legendären Sportfahrzeugs, sondern auch zugleich das zehnjährige Jubiläum ihres Engagements beim Consorso d'Eleganza. Mit dem M1 Hommage ist BMW ein Paukenschlag gelungen. In nur sieben Wochen erarbeitete das Designteam um Adrian van Hooydonk ein Konzept, wie eine moderne Ausgabe des Sportwagen-Klassikers heute aussehen könnte. Schon auf den ersten Blick gibt sich die Studie als Abkömmling des M1 zu erkennen. Dieselbe flache Karosserieform und die verhältnismäßig lange Motorhaube sind Reminiszenzen an das Original. Die Studie geht jedoch weiter: Sie ist deutlich muskulöser gezeichnet als der Urahn und bringt gekonnt moderne Stilelemente wie beispielsweise Lichttechnik mit der klassischen Form in Einklang. Natürlich ist die Studie in den typischen Farben schwarz und orange gehalten. Das neue Orange (Liquid Orange) überrascht den Betrachter jedoch mit einem stark changierenden Farbspiel und hebt so das Wechselspiel von konvexen und konkaven Flächen im Fahrzeugkörper besonders hervor. Natürlich fehlt auch nicht das charakteristische Doppelemblem im Heck, links und rechts außen oberhalb der Heckleuchten platziert. Diese besondere Anordnung der BMW Embleme steht bei BMW seit jeher für ein Fahrzeug mit Mittelmotor. Weitere besondere Merkmale in Anlehnung an den BMW M1 sind zudem die Öffnungen in der Motorhaube sowie die Lamellen über der Heckscheibe und in der schwarzen Trennfuge zwischen Dachlinie und hinterem Fahrzeugkörper. Insgesamt bewegen sich die Außenmaße des BMW M1 Hommage im Rahmen des BMW M1, lediglich der gewachsene Radstand lässt auf eine größere Fahrgastzelle schließen.
Leider ist der M1 Hommage bis jetzt nur als reine Studie vorgesehen. Das Exemplar am Comer See ist weder fahrbereit, noch gewährte es einen Einblick ins Innere. Eine Neuauflage des Sportwagens ist zurzeit nicht geplant. Aber vielleicht lassen sich die BMW-Verantwortlichen bei entsprechend positiver Resonanz seitens des Publikums noch umstimmen. Ein vielversprechender Anfang mit der Außenhülle ist auf jeden Fall bereits gemacht und der Technikbaukasten der Münchner gibt sicherlich genügend Möglichkeiten her, um die schöne Hülle mit Leben zu füllen.
(Text: Günter Weigel)