CD-Tipp der Woche

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Ringo Starr: Liverpool 8. (EMI/Capitol)

Im Jahr 2008 ist Liverpool eine der ausgewählten Kulturhauptstädte Europas und so liegt auch ein besonderes Augenmerk auf den wohl berühmtesten Söhnen der Stadt, sprich den Beatles. Ringo Starr, der Schlagzeuger der Fab Four, liefert zu dem kulturellen Großereignis einen ganz eigenen künstlerischen Beitrag, der zugleich seine Rückkehr zur EMI markiert, die bis zum heutigen Tag mit den Beatles die erfolgreichste Band aller Zeiten vermarktet. Seit seinem Album Goodnight Vienna aus dem Jahr 1974 hat Ringo Starr kein Album mehr für EMI aufgenommen, so dass das auf dem Label Capitol erscheinende Album Liverpool 8 fürwahr ein besonderes Comeback ist. Dem neuen Album, das am 11. Januar 2008 als CD und Digital Download erscheint, wurde der Titelsong als Digital Single vorausgeschickt. Am 12. Januar wird Ringo Starr das Album im Rahmen der Feierlichkeiten, mit denen sich Liverpool als europäische Kulturhauptstadt präsentiert, in seiner Heimatstadt live präsentieren und wohl auch einige seiner Klassiker zum Besten geben.

Liverpool 8, der Titelsong des Albums, ist ein vital vibrierender Song, der sich auf die Gegend bezieht, in der ich früher gelebt habe, so Ringo Starr. Der Song war eigentlich Dave Stewarts Idee, gedacht als eine Art autobiographischer Reisebericht. 'I was a sailor first.' heißt es da, und dann 'Liverpool I left you' – was ich ja auch getan habe. 'But I never let you down', was wirklich wahr ist.

Obwohl sich Ringo Starr und Dave Stewart schon seit Jahren gut kennen, ist dies das erste Mal, dass die beiden zusammengearbeitet haben. Es begann, als Dave fragte, ob Ringo den Schlagzeug-Part auf einem Track übernehmen könnte, den er noch mit George Harrison begonnen hatte. Nach den Aufnahmen fragte ich Dave, ob er ein paar Gitarrenparts auf meinem neuen Album übernehmen könnte, an dem ich gerade mit Mark Hudson in dessen Whatinthewhathe?-Studio in Los Angeles arbeitete. Nachdem sich die Wege von Mark und mir getrennt hatten, haben Dave und ich die weitere Produktion des Albums übernommen. Und Ringo fügt in seiner typisch humorvollen Art hinzu: Das ist nun auch auf den Credits zu lesen – produziert von Ringo Starr und Mark Hudson sowie erneut produziert von Ringo Starr und Dave Stewart.

An allen zwölf Songs von Liverpool 8, die in England und Kalifornien aufgenommen wurden, war Ringo Starr als Songwriter beteiligt. Der Entstehungsprozess ist eigentlich immer derselbe, erklärt Ringo. Es war immer die gleiche Gruppe von Musikern, die sich zusammensetzte und darüber schrieb, was gerade so passierte. Der kreative Nukleus, der an Starrs neuem Album beteiligt ist, besteht aus Gary Burr, Steve Dudas, Mark Hudson, Sean Hurley, Zac Rae und Dave Stewart.

Den Opener bildet das grandiose Liverpool 8, das so naiv und simpel beginnt wie Yellow Submarine und sich mit beatleskem Charme zu einer Hymne aufschwingt. Diese mündet in einem Chant, den man vielleicht bald schon regelmäßig in den Sportarenen von Liverpool hören wird. Ringo Starr greift auf dem Album nicht nur zurück auf für ihn typische Songs wie dem leicht verschlafen wirkenden Boogaloo-Blues von Thinking About You, sondern zeigt sich stilistisch höchst experimentierfreudig. Da gibt es ein von Sitarklängen getriebenes psychedelisches Intermezzo (Gone Are The Days), einen fast schon klassischen Country'n'Western (Pasodobles) und auch ein wenig Vaudeville-Tinktur, die nicht nur im Songtitel (Harry's Song), sondern auch mit den zitherähnlichen Gitarren an den Filmklassiker Der dritte Mann erinnert. Das munter swingende If It's Love That You Want klingt indes wie eine Reminiszenz an die frühen Tage der Beatles und Tuff Love wie eine ideologische Fortführung von Lennons Give Peace A Chance. Die Schlussnote bildet mit R U Ready? ein amüsanter Skiffle-Rock-Leckerbissen, mit dem Ringo an seine frühesten musikalischen Einflüsse erinnert. Summa summarum: ein fast schon bescheidenes Album und doch eine vorzügliche Lehrstunde einer lebenden Legende.

Seit Anbeginn seiner Karriere in den Sechzigern mit den Beatles zählt Ringo Starr zu den weltweit führenden Pop-Koryphäen. Als Sänger, Schlagzeuger und Songwriter hat er eine von etlichen Erfolgen gekrönte Solokarriere absolviert, der mit der schön edierten Retrospektive Photograph – The Very Best Of Ringo unlängst noch einmal Tribut gezollt wurde. Aber auch als vielfach engagierter Gastmusiker und als Schauspieler hat sich Ringo Starr immer wieder hervorgetan. Der Musiker, der sich vom klassischen Blues, von Soul, Country, Honky-Tonk und Rock'n'Roll gleichermaßen inspirieren lässt, spielt auch in der zeitgenössischen Musik mit seinen Soloaufnahmen und Tourneen nach wie vor eine wichtige Rolle. Sein letztes Soloalbum, Choose Love, liegt gerade mal zwei Jahre zurück.

Ringo hat erst kürzlich betont, dass seine Musik mit der Zeit immer persönlicher werde und das trifft in besonderer Weise auf die Songs von Liverpool 8 zu. Starrs freimütige Ader, sein Witz und seine Beseeltheit sind in allen Songtexten und im Herzschlag jedes einzelnen Songs frappant. I always followed my heart and I never missed a beat, heißt es an einer Stelle – was den Puls seines Lebens aber vor allem schlagen lässt, sind die unvergänglichen Werte Liebe und Frieden. Auch Livepool 8 erweist sich mit jedem Song als Füllhorn solch universeller Botschaften. Mit einer Mischung aus Frohsinn, Lebenserfahrung und weiser Einsicht strahlen die Songs dieser Ikone der Popmusik das gewisse Etwas aus, das man gut und gerne auch als typisch Ringo bezeichnen darf.

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