Nissan entwickelt speziellen Fußgängerschutz

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Autoinsassen sind in modernen Automobilen gut geschützt: Die steife Fahrgastzelle des Automobils sorgt bei einem Unfall für Überlebensraum, Knautschzonen an Bug und Heck verzehren im Fall des Falles Crash-Energie, die dann den Personen im Auto nicht mehr schaden kann. Und die perfekt aufeinander abgestimmte Arbeitsteilung von Sicherheitsgurten und Airbags hilft, schwere Unfallfolgen zu vermeiden. Radfahrer und Fußgänger sind dagegen beim Zusammenstoß mit einem Auto völlig ungeschützt.

Das soll sich jetzt ändern. Forscher der Nissan Motor Company entwickelten eine weiche Frontpartie für Limousinen, Coupés und Geländewagen. Durch gezielte Formgestaltung und neue Techniken sollen Fußgänger bei schweren Unfällen größere Überlebenschancen haben und bei leichten Kollisionen deutlich geringeren Verletzungsrisiken ausgesetzt sein. Dazu sind die Fahrzeugkanten im Frontbereich abgerundet und die Karosseriebleche an einigen Stellen mit Schaum-Pads unterlegt.

Das Herzstück der neuen Technik ist eine aktive Motorhaube. Diese springt beim Zusammenstoß auf und erzeugt so einen schützenden Raum zwischen Motorhaube und den harten und scharfkantigen Motorteilen darunter. Und das funktioniert in Sekunden-Bruchteilen: Registriert ein Sensor in der Stoßstange den Kontakt mit einem Passanten, dann wird das Windschutzscheiben-nahe Scharnier durch eine kleine pyrotechnische Ladung gesprengt und die Haube per Federkraft um etwa 15 bis 20 Zentimeter aufgestellt. Der weit unten beginnende Stoßfänger erfasst den Passanten in Kniehöhe, also deutlich unter dem Körperschwerpunkt und hievt ihn so auf die schräg angestellte Motorhaube. Diese fängt ihn wie eine federnde Matratze auf und lässt den Körper sanft in Richtung Windschutzscheibe gleiten. Dabei wird Energie abgebaut und der verunglückte Passant recht schonend in sicherer Position abgelegt.

Vor allem sind durch diese Fußgängerschutzeinrichtung keine harten Kopf-Aufschläge mit fatalen Folgen zu befürchten. Denn die meisten schweren Verletzungen und Zusammenstöße mit tödlichen Folgen sind darauf zurückzuführen, dass das dünne Blech der Motorhaube nicht ausreichend nachgiebig ist, also am Durchfedern gehindert wird – meist durch die harten Baugruppen im Motorraum wie Batterie, Luftfilter, Kühler oder Zylinderkopfdeckel. Besonders fatal wirken sich Aufschläge auf die Übergänge zwischen Kotflügel und Motorraum-Seitenteilen aus. Denn bei den meisten Karosserien wird hier Stabilität durch senkrechte Falzkanten angestrebt. Beim Fußgänger-Unfall kann das wie ein Sturz auf eine stumpfe Schwertklinge wirken. Die beim neuen Nissan-System in solch einer Situation rechtzeitig angehobene Motorhaube kann diese Gefahrenzone wirkungsvoll und ohne teure Änderung an der eigentlichen Karosserie-Konstruktion eliminieren.

Das erste Auto mit dieser Fußgänger-Schutztechnik steht bereits in den Startlöchern: Noch im Herbst wird das neue Nissan Skyline Coupé in Japan vorgestellt; weitere Modelle sollen folgen. Neben der neuen Technik für mehr Fußgängerschutz sollen künftig auch Technologien eingesetzt werden, die vorausschauend wirken, um es gar nicht erst zum Unfall kommen zu lassen.

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