Ford überarbeitet den Focus

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Wenn ein Fahrzeug, das rund ein Viertel des Firmenabsatzes ausmacht, schon nach drei Jahren so gründlich überarbeitet wird, dass man fast von einem neuen Modell sprechen kann, ist das zumindest bemerkenswert. Aus deutscher Sicht scheint der Schritt zum neuen Focus für Ford nur folgerichtig, dümpelte das Kernmodell der Kölner doch im enttäuschenden Mittelfeld der Zulassungstabelle herum. Europaweit hingegen kämpft der Focus um die Spitze des meistverkauften Fahrzeugs und hätte demnach keine Auffrischung nötig. Nun hat Ford aber just vor zwei Jahren die neue Designsprache Kinetic eingeführt und da soll das wichtigste Modell, eben der Focus, nicht auf Jahre hinaus außen vor bleiben. So gesehen ist der Schritt zum neuen Blechkleid nur folgerichtig, wie Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann versichert.

Bis auf das Dach wurden alle sichtbaren Blechteile geändert, die Crashstruktur hingegen blieb erhalten, ebenso das Fahrwerk oder die grundsätzliche Motorenauswahl. Das neue Design zeichnet sich durch die großzügige Verwendung von allerlei Sicken und Bügelfalten aus, die dem Fahrzeug einen schneidigen Ausdruck verleihen. Ein bisschen wirkt der Focus jetzt wie ein geschrumpfter Mondeo, womit die Formensprache korrekt umgesetzt wurde. Das Interieur erfuhr eine Aufwertung hin zu wertvolleren Materialien und einem sehr modern, aber eine Spur zu verspielt wirkenden Instrumententräger. Die Displays informieren jetzt in leuchtend roter Schrift, was Ford für einen Schritt in Richtung Premium hält, tatsächlich aber keinen Fortschritt darstellt. Insgesamt wirken die Neuerungen aber stimmig.

Keiner Innovation bedurfte das Fahrwerk. Der Focus besitzt eine relativ einfache, aber überzeugende Hinterachskonstruktion, die ihn gleichermaßen agil wie komfortabel macht, ein Kunststück das nicht nur in dieser Klasse nicht jedem gelingt. Entsprechend lässt sich der kompakte Kölner flott und bequem bewegen. Dazu leistet die von uns gefahrene Dieselvariante mit 100 kW/136 PS ihren Beitrag, indem sie kräftig, aber einigermaßen unauffällig zu Werke geht. Ganz kann das Triebwerk die Art seiner Gemischverbrennung allerdings nicht verleugnen. Vor allem unter Last klingt der Diesel rau. Die Kraftübertragung erfolgt über ein gut gestuftes und exakt zu bedienendes Sechsganggetriebe. Eine Automatik verspricht Ford ab dem kommenden Frühjahr. Dann soll unter dem Namen PowerShift ein Doppelkupplungsgetriebe diese Rolle übernehmen. Der Aufpreis dafür wird voraussichtlich 2.200 Euro betragen. Für die umweltbewussten Kunden hat Ford die Variante Econetic aufgelegt. Ähnlich wie bei den BlueMotion Modellen von Volkswagen führen dezente Maßnahmen wie Leichtlaufreifen und ein Aerodynamikpaket zu verbesserten Verbrauchswerten. So kommt der 1,6 Liter Diesel mit 80 kW/109 PS als Econetic mit lediglich 4,3 Litern Super aus, was einem CO2-Ausstoß von 115 g/km entspricht.

Bei den Preisen für den renovierten Focus hält sich Ford vornehm zurück. So startet der Wagen wie bisher auch für glatte 15.000 Euro mit dem kleinsten Benziner in der dreitürigen Limousine. Allerdings wählt höchstens ein Prozent der Kunden diese Variante. Vertriebsvorstand Stackmann ortet diese unter den ganz sparsamen Flottenkunden. Das Gros der Kunden, egal ob gewerblich oder privat, ordert in Deutschland einen Focus Turnier, also die Kombivariante mit dem mittleren Diesel (1,6 TDCI 80 kW/109 PS) in der Ausstattung Style. In diesem Paket sind beispielsweise eine Klimaanlage oder ein Audiosystem bereits enthalten.

Bei den gewerblichen Kunden verkauft sich Ford übrigens im laufenden Jahr gut, was aber mehr am Modell Mondeo als am bisherigen Focus liegt. Insgesamt gibt Jürgen Stackmann für die ersten neun Monate des Jahres 2007 einen Zugewinn von 19 Prozent bei den gewerblichen Kunden an. Dafür schwächelt der Privatmarkt. Anders als in den übrigen europäischen Ländern kauft der deutsche Kunde eben lieber teure Premiumprodukte mit Stern oder Niere auf dem Grill. Genau da liegt das Manko auch des neuen Focus. Bei aller vorhandenen Qualität und allen unbestrittenen Nutzwerten hat er dort eben nur eine Ford-Pflaume. Stackmann hofft, dass das Kinetic-Design den Focus als neues Modell auch für die Privatkäufer wieder interessant macht und die ganze Marke mitzieht. Der Verkaufsstart ist am 23. Februar.

Text: Günter Weigel

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