Madeleine Giese: Die Antiquitätenhändlerin.
(Rowohlt rororo; 8,90 Euro)
Marie Weller ist über siebzig, hat aber mit dem Klischee einer altehrwürdigen Dame, die den Enkeln hingebungsvoll einen Marmorkuchen backt, rein gar nichts gemeinsam: Zwar versteht sie von guten Kuchen sehr wohl etwas, bevorzugt von französischen Quiches, aber altehrwürdig und im Ruhestand ist sie keineswegs. Zu den Vorlieben der passionierten Antiquitätenhändlerin gehören alte Jacken und ebenso alte Jeans, Zigaretten – und natürlich ihr Freund: Mit Dr. Theo Bernd unterhält sie eine leidenschaftliche Beziehung – bis Dr. Bernd bei einem Unfall zu Tode kommt.
Unfall? Marie, von Natur aus schon vorsichtig und aufmerksam, wird bei dieser Vermutung geradezu misstrauisch. Und sie begibt sich auf Spurensuche. Unterstützt wird sie von Jascha, einem siebzehnjährigen Jungen, der ihr gelegentlich den Rasen mäht – und für den sie im Laufe der Zeit eine mütterliche Freundin geworden ist. Wobei auch diese Mütterlichkeit mit Marmorkuchenbacken nichts zu tun hat, vielmehr profitiert der Junge von der Aufmerksamkeit und Lebensweisheit Maries. Das kann er besonders gut gebrauchen, da er sich gerade vom Vater abnabelt, sich vor allem weigert, dessen erfolgreiche Firma für chirurgische Instrumente weiterzuführen.
Dass Marie mit ihrem Misstrauen recht hatte, muss eigentlich nicht groß erwähnt werden. Aber bis sie herausgefunden hat, warum und durch wessen Hand Dr. Theo Bernd sterben musste, geschehen noch zwei weitere Morde. Auf dem Weg zur Auflösung führt Madeleine Giese Leserinnen und Leser durch das Saarland und das benachbarte Frankreich. Sie tut dies mit viel Charme und erweist sich als überaus ortskundig. Viel Sympathie bringt sie auch ihren beiden Hauptfiguren entgegen. Marie Weller und Jascha Krätz sind Charakterköpfe mit ganz eigenen Vorstellungen, und bisweilen kracht es ganz hübsch zwischen ihnen, aber da beide auch intelligente Charakterköpfe sind, renkt sich jeder Disput schließlich ein.
Marie und Jascha auf ihrem Weg zu begleiten, macht mindestens so viel Spaß, wie das Mit-Rätseln, wer da wohl der Täter sein mag und was dieser Täter zu verbergen hat. Im Klappentext kündigt der Verlag bereits an, dass die Antiquitätenhändlerin Marie Weller auch in weiteren Büchern ihre kriminalistischen Fähigkeiten beweisen wird. Das ist ohne jeden Zweifel eine erfreuliche Aussicht für Krimifans.
Madeleine Giese ist ausgebildete Schauspielerin. Bis 2001 stand sie auf der Bühne und arbeitete außerdem als Regisseurin, bis sie ins schreibende Metier wechselte. Nach den Ermittlungen von Kommissar Prottengeier in Das Spiel heißt Mord und Die letzte Rolle ist Die Antiquitätenhändlerin ihr erster Roman mit der eigenwilligen Marie Weller.