Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt.
(Rowohlt Verlag; 19,90 Euro).
Die Vermessung der Welt – nicht mehr und nicht weniger nehmen sich Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt, unabhängig voneinander, vor. Und auf welche Weise sie ihr Ziel erreichen – jedenfalls, so weit das möglich ist – , davon erzählt Daniel Kehlmann in einer Mischung aus Fakten und Fiktion. Genau diese Mischung ist es, die dem naturwissenschaftlichen Thema die Trockenheit nimmt.
Humboldt bereist ferne Länder, Gauß verdient seinen Lebensunterhalt als Landvermesser. Beide haben nicht nur damit zu kämpfen, dass die Umwelt ihren komplexen Gedanken und der Schnelligkeit des Denkens schlichtweg oftmals nicht folgen kann. Nein – das alltägliche Leben an sich wäre schon unkomfortabel genug. Das Reisen ist beschwerlich und Krankheiten kaum zu heilen: Wen auf einer Reise eine fieberhafte Infektion ereilt, hat letztlich nur noch die Möglichkeit, zu hoffen. Zahnschmerzen sind nicht lebensgefährlich, aber ärgerlich: Und bis der ortsansässige Barbier – dessen Zange das einzige Mittel gegen Schmerzen ist – den schmerzenden Zahn orten kann, hat er versehentlich schon einen gesunden Zahn gezogen. Damals glaubte man, der Mensch habe von Natur aus so viele Zähne, damit er ein paar davon getrost entbehren könne.
Umso beeindruckender sind die Leistungen der beiden Wissenschaftler, die Daniel Kehlmann hier beschreibt, und vor allem Gauß' Weg vom schüchternen Schüler zum geachteten Wissenschaftler beschreibt Kehlmann in sehr amüsanter Weise. Als Gauß und Humboldt sich dann schließlich treffen, 1828 in Berlin, da sind sie beide schon ältere Herren, und jeder für sich etwas wunderlich geworden.
Die Vermessung der Welt ist eine sehr kurzweilige Lektüre, die verständlich macht, was zu Schulzeiten mancher Mathematiklehrer nicht so ganz verständlich machen konnte.