Unsere Autos werden immer intelligenter und sie nehmen ihre Umgebung besser war. Neue Sensoren, Radarsysteme und Videokameras sorgen dafür, dass Sicherheits- und Komfortsysteme marktreif werden, die vor Jahren noch bloße Utopie waren. Autos, die vor einem drohenden Unfall von selbst bremsen oder in der Stadt selbsttätig einparken, sind schon fast reif für die Serie.
In solchen Fahrassistenzsystemen sieht die Robert Bosch GmbH, der weltweit zweitgrößte Automobilzulieferer, derzeit die größten Wachstumschancen. Bosch-Geschäftsführer Peter Marks bezifferte das Wachstumspotential alleine für den Bereich Einparkhilfen, Spurerkennung und Tempomaten bis zum Jahr 2010 bei jährlich 14 Prozent. Derzeit, so Marks auf einer Veranstaltung anlässlich der Vorstellung neuer Systeme in Stuttgart, setzen die Zulieferer mit diesen Techniken rund 150 Millionen Euro jährlich um. 2010 sollen es eine halbe Milliarde Euro sein. Marks sieht den Markt für Fahrerassistenzsysteme so positiv, weil sich die Autolandschaft entsprechend der demoskopischen Daten verändern wird. Die Fahrer werden immer älter und haben andere Ansprüche an ihre Wagen als heute. Gleichzeitig nimmt der Verkehr zu und damit der Stress beim Fahren. Systeme, die helfen, diesen Stress im Auto zu vermeiden, haben deshalb gute Marktchancen.
Bosch setzt zurzeit Schwerpunkte bei den so genannten Pre-Safe-Systemen und beim Komfort. Eine gelungene Verknüpfung beider Welten ist ACC, die Adaptive Cruise Control, die es bereits in Serie gibt. Die zweite Generation von ACC mit automatischem Abbremsen bis zum Stillstand steht in den Startlöchern. Die nächste Ausbaustufe erlaubt dann das Mitschwimmen im morgendlichen Verkehrsstau ohne das lästige Bremsen und wieder Anfahren. Außerdem soll ACC dann im Tempo auch nach oben offen sein, während bislang nur im Bereich zwischen 30 km/h und 180 km/h geregelt wurde. ACC ist eine Stufe von CABS der neuen Combined Active and Passive Safety. CABS greift auf die Sensoren des ESP zurück und verarbeitet auch die Radarsignale des ACC sowie die Videodaten der Einpark- und der Spurhaltesysteme. Die Vernetzung der Daten sorgt dafür, dass das Auto im Notfall selbst eine Vollbremsung einleitet, um einen drohenden Zusammenstoß zu vermeiden. Neue Spurhaltesystemen setzen digitale Kameras ein und werten die Fahrbahnränder aus. Droht das Auto die Spur zu verlassen, wird der Fahrer gewarnt.
Zu den Komfortsystemen zählt das automatische Einparken. Neue Sensoren erfassen nicht nur, wie bisher, per Ultraschall den Abstand zum Hindernis, sondern sie messen im Vorbeifahren auch die Parklücke aus. Der Fahrer kann dann schon an grünen, gelben oder roten Lampen ablesen ob sein Auto hinein passt. Die nächste Stufe ist dann der semiautomatische Park Assistent SPA. Ab 2007 kann der Fahrer mit Hilfe des SPA einparken. SPA sagt ihm oder zeigt ihm, wieweit das Lenkrad eingeschlagen werden muss und wie lange man rückwärts fährt bis zum Umlenken. Bei Fahrfehlern rechnet SPA automatisch neu. Autos, die ganz alleine rückwärts einparken sind machbar, ihre Markteinführung dauert aber noch länger, weil, wie so oft, auch Haftungsfragen geklärt sein müssen.
(Text: Günter Weigel)