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Jakob Arjouni: Hausaufgaben. Diogenes Verlag; 17,90 Euro

Lehrer sind Vorbilder, vielleicht nicht immer leuchtend, aber doch stets redlich bemüht. Lehrer sind langweilig, vielleicht nicht immer so sehr, aber doch mindestens gelegentlich. Lehrer sind zu beneiden, nicht unbedingt um ihren Alltag, aber um die Sicherheit ihres Jobs, das gute Gehalt und eine sichere Rente. Das sind so einige der Vorstellungen, die man sich von Lehrern gemeinhin macht, wenn man sich mal an verschiedene Exemplare der eigenen Schulzeit erinnert.Das Wort Hausaufgaben passt in diese Sammlung von Vorstellungen bestens hinein. Hausaufgaben verkürzen die Freizeit des Schülers, je nach Umfang geringfügig oder erheblich. Mitunter könnte man sie in Pausenaufgaben umbenennen – jedenfalls dann, wenn es gelingt, rechtzeitig vor der entsprechenden Stunde einen freundlichen Mitschüler zum Abschreiben-Lassen zu bewegen. Jedenfalls sind Hausaufgaben nichts Spannendes.So könnte Jakob Arjounis neuer Roman etwas zutiefst Langweiliges geworden sein. Ist es aber nicht. Denn Lehrer Joachim Linde, der zu Beginn der Handlung nichts anderes macht als seinen Job, und zwar so routiniert, wie man es eben macht, wenn man lange genug dabei ist – genau dieser Lehrer gerät im Laufe der Handlung in ein höchst kompliziertes, schwieriges Geschehen hinein. Beide Klischees, das vom Lehrer und das von den lästigen Hausaufgaben, bürstet Arjouni kräftig gegen den Strich.Vor 20 Jahren noch war Jakob Arjouni bestenfalls ein Geheimtipp unter den jungen Schriftstellern. Damals war der er selbst gerade mal 20 Jahre alt und hatte sein erstes Buch bei einem kleinen Verlag untergebracht. Inzwischen gehört er zum Autorenstamm beim renommierten Zürcher Diogenes Verlag. Sein Privatdetektiv Kemal Kayankaya ist längst Kult – genau den hatte er für sein erstes Buch Happy Birthday, Türke! erfunden. Die Lust am Absonderlichen und Schrägen ist bei ihm geblieben, doch seine Geschichten immer tiefgründiger – man kann mitunter ruhig sagen: abgründiger – und komplexer geworden. Hausaufgaben ist ein gutes Beispiel dafür.

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