KÜS-Partner Rudi Speich nach turbulentem24h-Rennen: „Wie ein gefühlter Sieg“

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„Wenn dieses Rennen eines unter Beweis gestellt hat, dann die Tatsache, dass man nie aufgeben darf, immer weiter kämpfen und an sich glauben soll. Denn bei einem 24hStunden-Rennen, weiß man nie, was noch alles passieren kann. Nicht dem eigenen Team, sondern auch der Konkurrenz.“ Nach turbulenten vier Tagen auf dem Nürburgring, packenden Duellen, die alle Facetten des Motorsports von seiner faszinierendsten Seite zeigten, nach einem heißen Fight mit den Folgen der Defekthexe und einem verbissen geführten Sprintrennen in den letzten eineinhalb Stunden, durfte KÜS-Prüfingenieur Rudi Speich aus Rossbach am Rhein nach 24 Stunden auf dem Nürburgring ein Ergebnis zur Kenntnis nehmen, von dem er selbst sagt: „Das ist wie ein gefühlter Sieg.“

Im Audi TT war der Motorsport-erfahrene KÜS-Mann, der die legendäre Nordschleife wie den Inhalt seiner Hosentasche kennt, in diesem Jahr als Teil eines Quartetts unterwegs. Mit Roland Waschkau, seines Zeichens Versuchsingenieur bei der Quattro GmbH, hat Speich schon etliche Marathon-Rennen bestritten. Bei der 2015er Auflage des Eifelklassikers komplettierten die VLN-erprobten Dirk Vleugels (Düsseldorf) und Thorsten Jung (Spessart) das Team um den Audi TT, der – so Speich – von Thomas Schmitz und seiner Crew wieder bestens präpariert und aufgestellt worden war.

In der Klasse SP 3T war für Speich und seinen Kollegen nur der Werks-Subaru WRX Sti eine eigene Liga für sich. „Dieses Auto konnte kein Maßstab für uns sein, aber mit den übrigen Konkurrenten wie etwa dem im Vergleich zu unserem TT „dicken“ Audi TT RS oder dem Lexus RC wollten wir uns schon auf Augenhöhe messen. Das war die Herausforderung, die wir angingen.“

Speich selbst fuhr den Start am Samstag mittag um 16 Uhr, fand nach anfänglichen Problemen mit dem DSG-Getriebe „nach etwa zwei Runden meinen Rhythmus. Von da an lief es dann“ Doch die richtigen Turbulenzen, die dieses Rennen mit seinen mehr als 160 Kombattanten im dicksten Verkehr Stoßstange an Stoßstange bot, sollten erst noch beginnen. Als Dirk Vleugels, der das Auto nach Speich übernahm, ausgerechnet in der Hatzenbach, einem der frühestens Streckenpunkte, einen Reifenschaden erlitt, musste dieser sich mit etwa 40 km/h eine ganze Runde über die Nordschleife Richtung Box quälen.

Auf der Döttinger Höhe, als die Konkurrenz mit V-Max an dem beschädigten TT vorbei raste, löste sich dann die Karkasse des Reifens auf, der Ölkühler wurde in Mitleidenschaft gezogen und – endlich in der Box angekommen – begann für die Mechaniker Schwerstarbeit. „Wir mussten den Ölkühler mit Metallbändern befestigen, damit dieser für den Rest des Rennens hielt, haben neue Kotflügel gebaut und sind dann nach etwa einer Stunde wieder in das Rennen eingestiegen“, erzählte Speich am Montag früh mit etwas Distanz auf das Geschehene.

Doch das Quartett im TT arbeite sich in dem nun wieder perfekt laufenden Audi TT von Platz 128 im Gesamtklassement mit Beharrlichkeit stetig und sukzessive durch den Verkehr bei den unterschiedlichsten Witterungsbedingungen nach vorn. Die größten Herausforderungen für alle Beteiligten sind in der Regel die Nachtstunden, auch dann, wenn es scheinbar einmal „wie am Schnürchen“ läuft. „Ich bin um 1 Uhr nach meinem Stint aus dem Auto gestiegen. Dann bin ich mit dem Roller in die Pension gefahren, habe mal heiß geduscht, mich in Unterwäsche ins Bett gelegt und ein bisschen die Augen zu gemacht. Schlafen kann man da ohnehin nicht, aber ein bisschen runter kommen muss man einfach.“ Gut zwei Stunden später war er bereits wieder in der Box. „Als Backup für einen der Fahrer, falls das nötig gewesen wäre.“

In der Schlussphase des Rennens machten sich dann der Kampfgeist und die Routine des Quartetts bemerkbar. Dirk Vleugels wurde vorzeitig zum „Splash & Dash“ (kurzer Stop) reingeholt und der Fahrersitz für den schnellsten Fahrer des Quartetts, Roland Waschkau, für die letzten 6 Runden freigemacht. Roland Waschkau fuhr eine Sektorbestzeit nach der anderen und konnte den „dicken“ TT auf der Döttinger Höhe aus dem Windschatten überholen und seine Position bis zum Ende behaupten. Der Lexus verlor schließlich in den letzten zwei Runden zwei Plätze, obwohl er über Stunden auf einem sicher geglaubten Platz 2 gelegen hatte. „Bei Topspeed geht unser schmaler TT etwas besser und Roland hat sich dann auch im Verkehr und in den Passagen, die Überholmöglichkeiten boten, mit Erfolg breit gemacht.“ Nach einem verbissen geführten heftigen Sprintrennen in der Schlussphase kamen Speich und Co. schließlich als Zweite in der Klasse SP 3T und als 36. Im Gesamtklassement ins Ziel. „Wenn man die Runden, die wir bei der Reparatur verloren haben, noch drauf rechnet. dann wären wir irgendwo um Platz 20 ins Ziel gekommen. Dieses Ergebnis war angesichts der Umstände wirklich wie ein gefühlter Sieg.“

Um halb zwölf am Sonntag abend – nach dem Abbau in der Box und dem Beladen von drei Sprintern – kam der KÜS-Prüfingenieur dann zu Hause an. „Nach 38 Stunden nonstop auf den Beinen und doch ziemlich gerädert.“ Am Montag morgen ging es dann nach dem Frühstück noch einmal zurück zum Nürburgring, um dort die letzten Arbeiten zu erledigen. Und dann endlich hatte ein ebenso turbulentes wie erfolgreiches 24-Rennen für Rudi Speich und sein gesamtes Team ein rundum zufrieden und glücklich machendes Ende gefunden.

Text Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz

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