Museumsfest in Ladenburg: Mobilität auf zwei und mehr Rädern

Beim alljährlichen Museumsfest im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg bei Mannheim werden am ersten Sonntag im Juli von 11 bis 17 Uhr neben frühen Benz-Modellen wie dem Patent-Motorwagen III, Victoria Vis-à-Vis, VELO und einem in Australien karossierten 10/30 erstmals auch drei interessante Fahrräder präsentiert. Besucher können am 6. Juli wieder ihre Oldtimer mitbringen und diese als „Rollendes Museum“ vor dem Gebäude von 1906 parken.

Drei Fahrräder mit spannender Vergangenheit

Nur an diesem Tag sind drei Fahrräder mit bemerkenswerter Geschichte als Leihgaben zu sehen:

Das Fahrrad, mit dem der Franzose José Meiffret im Jahr 1951 einen Geschwindigkeitsweltrekord von 175 km/h aufstellte, wobei er im Windschatten eines Talbot-Formel-1-Rennwagens fuhr.

Das Originalrad, mit dem der legendäre Eddy Merckx 1970 die Tour de France gewann.

Ein Tricycle mit besonderer Antriebstechnik aus der Frühzeit der Fahrradgeschichte.

Drei Patent-Motorwagen von 1886 bis 1894

Carl Benz baute 1886 seinen ersten Patent-Motorwagen I – ein dreirädriges Fahrzeug mit Drahtspeichenrädern und einem Einzylinder-Viertakt-Gasmotor, der mit dem Leichtbenzin Ligroin betrieben wurde. Beim nachfolgenden Typ II konnte mit einer Achsschenkellenkung erstmals eine sichere Lenkung der beiden Vorderräder realisiert werden – er blieb jedoch ein Einzelstück. Erst der wieder dreirädrige Patent-Motorwagen III mit Holzrädern, hinten mit Stahl- und vorne mit Gummibereifung, wurde zum ersten Serienwagen der Geschichte und bis 1894 in kleiner Stückzahl gebaut.

Vierrädriger Victoria Vis-à-Vis und kleineres VELO

Der Victoria Vis-à-Vis – Carl Benz soll 1893 bei seinem ersten Serienfahrzeug mit vier Rädern und Achsschenkellenkung „Victoria, ich habe gesiegt“ ausgerufen haben – wurde mit vier verschiedenen Einzylinder-Viertaktmotoren (2,2 kW/3 PS bis 4,4 kW/6 PS) bis zum Jahr 1900 produziert. Der österreichische Baron Theodor von Liebig unternahm 1894 eine 1.900 Kilometer lange Fernfahrt von Reichenberg/Böhmen nach Mannheim und zurück. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h waren auf zehn Etappen durchschnittlich 21 Liter Benzin und 150 Liter Kühlwasser pro 100 Kilometer nötig.

Als kleineres Modell wurde 1894 der Patent-Motorwagen VELO dem Victoria zur Seite gestellt und bis 1901 produziert. Er verfügte über vier 1,05-Liter-Einzylinder-Motoren mit 1,1 kW/1,5 PS bis 2,6 kW/3,5 PS und wahlweise Zwei- oder Dreigang-Getriebe. Rund 1.200 dieser ersten Art „Volkswagen“ wurden als Basismodell für 2.000 Goldmark und als „Comfortable“ für 2.800 Mark – inklusive Einweisung durch einen „Fahranleiter“ – verkauft.

Deutsches Fahrgestell mit australischer Karosserie

Ab 1912 verfügten die Fahrzeuge von Benz & Cie. in Mannheim über vorne eingebaute Motoren, Messingkühler, Luftreifen auf Holzspeichenrädern, blattgefederte Starrachsen und Kardanwellenantrieb der Hinterachse. Mit einem 2,6-Liter-Vierzylinder-Reihenmotor mit 22 kW/30 PS erreichten sie eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, bei einem Verbrauch von etwa 16 Litern pro 100 Kilometer. Ein Fahrgestell vom Typ 10/30 mit der Nummer GR4 249 wurde nach Sydney, Australien geliefert und dort erst 1918 von Smith and Weddington mit einer Tourenwagen-Karosserie versehen.

Fotos: Karl Seiler

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