Drei Fahrräder mit spannender Vergangenheit
Nur an diesem Tag sind drei Fahrräder mit bemerkenswerter Geschichte als Leihgaben zu sehen:
Das Fahrrad, mit dem der Franzose José Meiffret im Jahr 1951 einen Geschwindigkeitsweltrekord von 175 km/h aufstellte, wobei er im Windschatten eines Talbot-Formel-1-Rennwagens fuhr.
Das Originalrad, mit dem der legendäre Eddy Merckx 1970 die Tour de France gewann.
Ein Tricycle mit besonderer Antriebstechnik aus der Frühzeit der Fahrradgeschichte.
Drei Patent-Motorwagen von 1886 bis 1894
Carl Benz baute 1886 seinen ersten Patent-Motorwagen I – ein dreirädriges Fahrzeug mit Drahtspeichenrädern und einem Einzylinder-Viertakt-Gasmotor, der mit dem Leichtbenzin Ligroin betrieben wurde. Beim nachfolgenden Typ II konnte mit einer Achsschenkellenkung erstmals eine sichere Lenkung der beiden Vorderräder realisiert werden – er blieb jedoch ein Einzelstück. Erst der wieder dreirädrige Patent-Motorwagen III mit Holzrädern, hinten mit Stahl- und vorne mit Gummibereifung, wurde zum ersten Serienwagen der Geschichte und bis 1894 in kleiner Stückzahl gebaut.
Vierrädriger Victoria Vis-à-Vis und kleineres VELO
Der Victoria Vis-à-Vis – Carl Benz soll 1893 bei seinem ersten Serienfahrzeug mit vier Rädern und Achsschenkellenkung „Victoria, ich habe gesiegt“ ausgerufen haben – wurde mit vier verschiedenen Einzylinder-Viertaktmotoren (2,2 kW/3 PS bis 4,4 kW/6 PS) bis zum Jahr 1900 produziert. Der österreichische Baron Theodor von Liebig unternahm 1894 eine 1.900 Kilometer lange Fernfahrt von Reichenberg/Böhmen nach Mannheim und zurück. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h waren auf zehn Etappen durchschnittlich 21 Liter Benzin und 150 Liter Kühlwasser pro 100 Kilometer nötig.
Als kleineres Modell wurde 1894 der Patent-Motorwagen VELO dem Victoria zur Seite gestellt und bis 1901 produziert. Er verfügte über vier 1,05-Liter-Einzylinder-Motoren mit 1,1 kW/1,5 PS bis 2,6 kW/3,5 PS und wahlweise Zwei- oder Dreigang-Getriebe. Rund 1.200 dieser ersten Art „Volkswagen“ wurden als Basismodell für 2.000 Goldmark und als „Comfortable“ für 2.800 Mark – inklusive Einweisung durch einen „Fahranleiter“ – verkauft.
Deutsches Fahrgestell mit australischer Karosserie
Ab 1912 verfügten die Fahrzeuge von Benz & Cie. in Mannheim über vorne eingebaute Motoren, Messingkühler, Luftreifen auf Holzspeichenrädern, blattgefederte Starrachsen und Kardanwellenantrieb der Hinterachse. Mit einem 2,6-Liter-Vierzylinder-Reihenmotor mit 22 kW/30 PS erreichten sie eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, bei einem Verbrauch von etwa 16 Litern pro 100 Kilometer. Ein Fahrgestell vom Typ 10/30 mit der Nummer GR4 249 wurde nach Sydney, Australien geliefert und dort erst 1918 von Smith and Weddington mit einer Tourenwagen-Karosserie versehen.
Fotos: Karl Seiler