Seine Bilanz umfasst gut 50 Jahre im Showgeschäft. Bis kurz vor seinem Tod hat er sich in regelmäßigen Abständen mit neuen Veröffentlichungen gemeldet und auf Tourneen Konzertsäle gefüllt. Udo Jürgens hat sich immer zwischen Chanson und Schlager bewegt, den unbequemen Text nie gescheut, für Kolleginnen und Kollegen geschrieben (erinnert sei nur an „Illusionen“ für die 1969 so jung gestorbene Alexandra). Interviewpartnern diktierte er schon mal in den Block oder ins Aufnahmegerät, was ihm gesellschaftlich so gar nicht passte und warum. Kollegen, auch viel jüngeren, begegnete er mit Respekt und Hochachtung. Ach ja – live war er oft fast noch besser als im Studio. Da konnte er schon mal aus dem Dubliners-Original „Seven Drunken Nights“ ein „Du trinkst zuviel“ destillieren, derart komisch, dass mancher Comedian anno 2024 dagegen wirkt wie ein Krümel am Kuchenrand.
Sein Schaffen reichte für 37 Studio- und 19 Live-Alben. Alles gibt es jetzt in einer (limitierten) Werkschau. Was nie auf einer LP erschienen war, findet sich hier auch nicht. Etwa das Duett „Einmal wenn du gehst“ mit Judy Cheeks. Schade. Umso gelungener ist das optisch wie textlich äußerst ansprechendes Booklet. Und nochmal zur Optik: Die CD-Hüllen sind einheitlich gestaltet, und über die ganze Box zieht sich das Autogramm des Künstlers. Eine außergewöhnliche und gute gestalterische Lösung.
Das alles hat seinen Preis. Aber 299,99 Euro gehen angesichts des Gegenwerts absolut in Ordnung. Persönliche Empfehlungen aus der Jahrzehnte umfassenden Werkschau sind das Live-Album von 1977 und die Studioaufnahme „Willkommen in meinem Leben“ von 1981.
Udo Jürgens: Eine Werkschau (Sony).