Rallye Dakar: Sonnenschein statt Regen

Weiß-silbern glitzern die Kamelgrasbüschel zwischen endlosem Sand und Felsen-Mondlandschaft. Zwar eine Erleichterung gegenüber dem Vortag, aber mit steter Mahnung, sehr genau hinzusehen, wohin die Route führt. Es geht in eine Schleife von Ha’ il zurück ins Biwak ebenda, 425 Kilometer weit, plus Verbindung natürlich. Nahezu alle, die in den Vortagen mehr oder weniger Probleme hatten, befinden sich in der Aufholphase. So wurde der Renntag bestimmt vor allem durch ein beinhartes, fast gnadenloses Duell zwischen „Mr. Dakar“ Peterhansel (Audi RS Q e-tron 2) und Loeb, dem ehemaligen 9-fachen Rallye- Weltmeister, der den flachen knallroten BRX Hunter-Buggy meisterlich und sehr, sehr schnell zu bewegen weiß. A propos Loeb: Außer einer Technikpanne oder einem Navigationsfehler kann offensichtlich nichts den früheren französischen Nationalturner aufhalten. Der mit hochmodernem E-Fuel gefütterte BRX macht einfach einen blitzsauberen Job und führte damit Loeb an die Tagesspitze: Immerhin 37 Sekunden konnte er dem Audi-Piloten „aufs Auge drücken“.

Nur 16 Sekunden später tobte dann Audis zweiter Hybrid mit Sainz über die Ziellinie, während Al-Attiyah (Gazoo-Toyota) und Al-Rajhi (Overdrive Toyota) die nächsten Plätze einnahmen. Der gestrige Tagessieger Guerlain Chicherit auf dem GCK-Buggy (enge Zusammenarbeit mit BRX in diesem Jahr) blieb etwa bei Kilometer 342 ohne große Ankündigung stehen. Fahrer und Beifahrer setzten aber keinen Notruf ab, sondern reparierten selbst, was viel Zeit kostete und sie auf Platz 69 durchreichte. Lategan folgte mit Ekström dahinter, der sein Problem gelöst hat und stringente Aufholjagd praktiziert. Auch Mathieu Serradori auf dem bärigen CR7- Buggy mit neuem Chevy-Triebwerk hatte so seine Probleme, verlor 2,5 Stunden und fiel natürlich aus den Top Ten heraus. Die neue Führung im Gesamten: Al-Attiyah führt vor Al-Rajhi, Peterhansel und Sainz. Ekström bekam irgendwo noch eine 15-Minuten-Strafe, ist dennoch auf dem Weg nach vorn.

Tag 5 bescherte allen einen Rundkurs um die Wüstenstadt Ha’ il, der so ziemlich alles bot, was die Motorsportler vor Ort so lieben: lange Vollgaspassagen, einige enge Canyons, eine Hand voll Dünen, smarten Schotter und eben Sand, Sand, Sand. Bevor es Richtung Osten weitergeht, mussten noch ein paar Dinge geregelt werden. Heißt: Co-Favorit Peterhansel muss weiter nach vorne, an Sainz vorbei, an Loeb vorbei. Loeb löste das Problem auf seine Art: Er blieb stehen. Die Technik ließ ihn im Stich, mehrfach. Laya Sanz, schnellste Dame im Feld, legte ihren Astara in einem engen Canyon aufs Dach: platt, Aufgabe, Insassen unverletzt. Schon der zweite Astara von insgesamt dreien, der raus ist, denn Kollege Checa, hat seinen gestern zerlegt. Auch Chicherit ließ Federn, im Wortsinn, denn er brach sich bei einem Abflug die Aufhängung des hinteren Stoßdämpfers samt den Federn. Selbst repariert. Und es ging unvermindert weiter, bis in einem Canyon der GCK aufs Dach fiel, die Servolenkung ausfiel und nur noch 1 Achse angetrieben wurde. Hinschleppen zum Ziel „ Langsam reicht es heute!“ So sein knapper Kommentar.

Die 3 Audis düsten innerhalb der ersten 6 Plätze bisweilen fast im „Geschwaderflug“ dahin. Zwar brachte Al-Attiyah seinen zweiten Tageserfolg in trockene Tücher, aber Sainz sitzt ihm im Nacken und Peterhansel dazu. Die 373 Wertungs-Kilometer brachten aber nur geringe Verschiebungen. Chicherit tobte trotz Zeitverlusten bis auf Rang 5 vor, Loeb an diesem Tag Neunter vor Zala aus Litauen, der einen BRX (der für Roma gedacht war) beachtlich sauber und schnell bewegt. Nun geht es mit 876 Kilometer in die längste Prüfung nach Al Duwadimi.

In zwei Tagen kommt der Ruhetag, alle freuen sich darauf.

Fotos: Audi, Toyota Gazoo

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