Nach 764 Spielen auf DHB-Ebene: Hartmann/Schneider beenden Schiedsrichter-Karriere

Nach 29 Jahren als Schiedsrichter, 15 Spielzeiten im Elitekader des Deutschen Handballbundes und 764 Einsätzen auf DHB-Ebene ist Schluss: Colin Hartmann (46) und Stefan Schneider (44) beenden ihre Schiedsrichterkarriere. Sein letztes Spiel leitete das Duo aus Magdeburg vor drei Tagen am letzten Spieltag der LIQUI MOLY HBL: TBV Lemgo Lippe gegen den HSV Hamburg. Beide waren sich einig: "Es war ein toller Abschluss einer gemeinsamen Schiedsrichterkarriere."

Nach dem letzten Schlusspfiff ihrer Karriere nahmen sich Hartmann und Schneider an der Mittellinie in den Arm, während neben ihnen die TBV-Spieler im Kreis hüpften und den Sieg feierten. Es war nicht der einzig emotionale Moment des Tages für die beiden Unparteiischen: Vor dem Spiel überreichte TBV-Manager Jörg Zereike eine kleine Aufmerksamkeit, auch ihre engsten Wegbegleiter waren in der Halle und hatten ein Abschiedsgeschenk vorbereitet.

„Es hat uns sehr gefreut, dass unsere Familien und enge Freunde in der Halle dabei waren“, betont Schneider. Hartmann zeigte sich berührt von der Geste des Vereins: „In Lemgo hat man uns noch mal eine hohe Wertschätzung entgegengebracht – wie schon bei vielen Spielen in den letzten Wochen. Dafür sind wir sehr dankbar, denn das ist bestimmt nicht selbstverständlich.“

Die Entscheidung, am Saisonende die Schiedsrichterpfeife an den berühmten Nagel zu hängen, war bei dem Gespann des BSV 93 Magdeburg-Olvenstedt lange gereift. Im Rahmen des Halbzeitlehrgangs informierten sie die Kolleg:innen, auch zu den Vereinen sickerte die Nachricht durch.

„Wir haben immer gesagt, dass wir die Entscheidung über unser Karriereende selbst treffen wollen und sind glücklich, dass uns das möglich war“, betont Schneider. „Wir haben diese letzten Monate noch einmal sehr genossen und sind froh, dass wir uns von vielen Wegbegleitern und Vereinen persönlich verabschieden konnten.“

Mit dem Abpfiff in Lemgo endete für Hartmann/Schneider ein ebenso langer wie erfolgreicher Weg. 1993 absolvierten beide unabhängig voneinander ihre Schiedsrichterausbildung, seit 1995 bilden die beiden Magdeburger ein Gespann. Seit der Saison 2000/2001 pfeifen sie auf DHB-Ebene, am 09. November 2003 gaben sie ihr Debüt in der deutschen Beletage – beim Spiel des damaligen HSV Handball gegen die HSG Wetzlar. Seit der Saison 2006/2007 gehören sie fest dem Elitekader des DHB an.

Über die Jahre waren Hartmann/Schneider so bei vielen intensiven Spielen im Einsatz. Das Duo leitete 2007 unter anderem das Finale im DHB-Pokal der Frauen zwischen dem HC Leipzig und dem Buxtehuder SV sowie 2010 den Supercup der Männer zwischen dem THW Kiel und dem HSV Handball. Auch das Finalrückspiel in der Deutschen Meisterschaft der männlichen A-Jugend zwischen der SG Flensburg-Handewitt und den Rhein-Neckar Löwen 2019 zählen sie zu den Höhepunkten ihrer Karriere. Die Krönung folgte im vergangenen Jahr: Beim REWE Final4 leiteten Hartmann/Schneider das Halbfinale zwischen dem TBV Lemgo Lippe und dem THW Kiel.

Ab der kommenden Spielzeit werden ihre Namen erstmals seit 15 Jahren auf der Kaderliste des Elitekaders fehlen. „Wenn sich unsere Kolleginnen und Kollegen im Juli zum Lehrgang treffen und wenige Wochen später die Saison beginn, wird es für uns sicherlich erst einmal ein komisches Gefühl sein, nicht mehr dazuzugehören, aber wir bereuen den Schritt nicht“, sagt Schneider. „Es ist die richtige Entscheidung und wir freuen uns auf neue Aufgaben.“

„Ein Stück deutscher Schiedsrichtergeschichte geht in Rente“, würdige Jutta Ehrmann-Wolf. Die heutige Leiterin des Schiedsrichterwesens im Deutschen Handballbund war selbst noch Schiedsrichterin, als Hartmann/Schneider in den Elitekader kamen. „Das sind meine langjährigen Weggefährten, für die immer nur die Sache, sprich das Spiel, im Vordergrund stand, nie das Ego“, lobt Ehrmann-Wolf: „Wir werden nun natürlich alles daransetzen, dass die beiden mit ihrem großen Erfahrungsschatz auch dem Handball verbunden bleiben.“

Quelle: DHB

Foto: privat

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