Die Autorin war lange Zeit in Vergessenheit geraten, bis ein Zeitungsartikel sie wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit brachte. Das ist über 40 Jahre her, Irmgard Keun konnte den späten Ruhm nur noch kurz genießen, sie starb vor genau 40 Jahren, im Mai 1982.
Das NS-Regime hatte die Karriere der jungen Schriftstellerin abrupt beendet, nach Erfolgen wie „Gilgi, eine von uns“ und „Das kunstseidene Mädchen“. Eine Frau kommt in die Großstadt, um „ein Glanz“ zu werden. Scheinbar bedeutungslose Formulierungen, leichte Lektüre, die aber schon bald zeigt, dass sie „schwergewichtig“ ist. Denn gerade die vermeintliche Harmlosigkeit zeigt Irmgard Keun als präzise Beobachterin des Alltags und von Menschen, denen sie begegnet. Nach Jahren im Exil lebte Keun unbekannt und oft unerkannt im Nachkriegsdeutschland, bis zur späten Wiederentdeckung.
In „Nach Mitternacht“ hat Irmgard Keun ihre Erfahrungen im Exil verarbeitet. Nur vordergründig naiv, aus der Perspektive einer Beobachterin von außen. Gerade dadurch wird das Buch sehr eindringlich und wirkt noch lange nach dem Lesen nach. Der Claassen Verlag, der seinerzeit die Wiederentdeckung mit Neuauflagen begleitete, hat jetzt „Nach Mitternacht“ wiederveröffentlicht. So sind die meisten Bücher aus dem Werk dieser Autorin auch 40 Jahre nach ihrem Tod wieder regulär – nicht nur antiquarisch – verfügbar. Zum Glück.
Irmgard Keun: Nach Mitternacht. Claassen Verlag; 22 Euro.