Lesetipp – Reinhard: Inside Formel 1

70 Jahre Motorsportfotografie! Das klingt wie ein weiteres Buch zum schnellen Sport auf den Rennstrecken dieser Welt. Doch das Werk des Schweizer Bildjournalisten Daniel Reinhard ist „eine Spur anders“ geworden als die vielen Bildbände zum gleichen Thema. Mit seinen Fotos wolle er Geschichten erzählen, so Reinhard. Das ist ihm auf den rund 290 Seiten in dem großformatigen Buch Inside Formel 1 gelungen. Von halbnackten Fans über das vom Feuer zerstörte Gesicht des Nicki Lauda bis hin zu den Kurven der Berliner Avus und natürlich unzähligen Rennaufnahmen reicht das Spektrum der Motive.

Daniel Reinhard ist Fotograf in dritter Generation. Nach Opa Josef, der fotografisch noch Autodidakt war, kamen Vater „Sepp“ – und Daniel, gelernter Bildreporter und vom „Virus Rennsprt“ infiziert. Im Buch erzählt Reinhard vom abenteuerlichen Weg an die Rennpisten rund um den Globus. Der Leser darf gespannt sein auf viele Geschichten und Geschichtchen mit jeder Menge bekannter Protagonisten. Das erste Foto eines Rennwagens schoss Großvater Josef Reinhard 1946 in der Schweiz. Es war eine Aufnahme vom Mercedes-Benz W165, 1,5 Liter-V8, Sieger in Tripolis 1939. Mercedes hatte seine Fahrzeuge zu Beginn des Krieges in die Schweiz gebracht. Das war der Start der Reinhardschen Karriere in der Rennsportfotografie.

Was folgte, waren erste Schritte von Josef im Bergrennsport. Es kam dann zu einem Parforceritt durch die Jahre des internationalen Rennsports und der Formel 1. Dazu sensationelle Fotos, weit ab vom Mainstream, und unzählige Storys am Rande. Etwa das Hochwasser im Heimatort Sachseln (Schweiz) von 1997. Hunderte an Negativen wurden zerstört und mussten in den Müll. Auch bei den dunklen Momenten  des Rennsports waren die Reinhards dabei – etwa, wenn  es Tote auf der Piste gab: Rennsport ist und bleibt gefährlich. Absolut interessant ist auch die Beschreibung der „Arbeitsmittel“ der Fotoprofis, von der eher unförmigen Mittelformatkamera bis hin zu den kompakten, superschnellen Aufnahmegeräten heutiger Zeit.

Spannend liest sich auch der Weg der Fotos von der Rennstrecke am anderen Ende der Welt in die Redaktionen, ganz ohne Internet! Auto, Eisenbahn, Flieger…oft war es kurz vor knapp mit dem Redaktionsschluss. Etwa beim Rennen im portugiesischen Estoril: Daniel Reinhard verlässt die Strecke früh, fährt nach Lissabon, fliegt nach Lyon und fährt mit dem dort abgestellten Auto in die Schweiz, wo das Fotolabor wartet. Heute ist das eine Aktion von Sekunden: Das Drücken der Taste auf der SENDEN steht.

Viele seltene, brilliante Rennsportfotos, coole Stories und jede Menge Lesestoff, das ist Daniel Reinhards Buch. „Formel 1 Inside“ ist sehr zu empfehle – längst nicht nur für Motorsportfans.

Daniel Reinhard: Inside Formel 1. Eine Motorsport-Zeitreise – 150 bis heute. Verlag GeraMond; 59 Euro.

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