Ach, was sind sie mitunter geschmäht worden, als sie begannen, die Charts zu erobern. Der gutaussehende Tänzer, Bobby Farrell, sang doch gar nicht selbst, die männliche Stimme kam von Frank Farian. Der hatte sich, nach einigen Ausflügen ins Schlagergeschäft, wieder aufs Produzieren verlegt, flugs Boney M. zusammengestellt und keinen Hehl daraus gemacht, dass er selbst auch gesanglich mitmischte. Und dann die Show! Allein das Cover von „Love For Sale“ – shocking, viel Haut, wenig Textil – und eine Pose, die nur einen Schluss zuließ: Wer sowas freigibt, kennt die Gleichberechtigung noch nicht mal aus dem Wörterbuch…
Allein: Farian, dem Sound-Tüftler und seinem Quartett gab der Erfolg Recht. Schon wenige Jahre nach dem Debüt gab es mit „The Magic Of Boney M.“ ein Best-Of-Album.
Das gibt es jetzt, fast 40 Jahre nach der Auflösung der Band, wieder. Als CD (und, für Liebhaber, in Vinyl), alle Klassiker von „Daddy Cool“ über „Rasputin“ bis „Gotta Go Home“, Mousse T gibt sich die Ehre. Klassiker? Ja, aber eben neu abgemischt, mit Unveröffentlichtem – und mit einer spanischen Version von „Rivers Of Babylon“. Und natürlich ist „Mary’s Boy Child“ drauf – jenes Weihnachtslied, das uns sowieso Jahr für Jahr daran erinnert, dass ein Produzent namens Farian mal eine richtig gute Idee für perfekt produzierten Pop hatte.
Ja, denn genau das liefern Boney M. Ok, sie waren die Vertreter der Disco-Welle schlechthin, damals. Aber zu ihrem Repertoire gehören neben den Tanzflächen-Krachern eben auch schöne Balladen und gelungene Ohrwürmer. Und wenn ein Sound über 40 Jahre nach seinem Debüt noch begeistert – ja, dann sind die Schmähungen von einst getrost vergessen…
Boney M.: The Magic Of Boney M. (Special Remix Edition, Sony Music)