Eine Band verändert sich, wenn sie über Jahrzehnte besteht. Logisch. Bei den „Scorpions“ freilich sind die Veränderungen bisweilen extrem ausgefallen. Vom Skandal-Albumcover „Virgin Killer“ der Siebziger zum Soundtrack in Sachen „Fall des Eisernen Vorhangs“. Von Provokation pur zur tränentreibenden Ballade, die Puristen ablehnen mögen, der aber der Charme des Klassikers nicht abzusprechen ist. Ende der Achtziger – das war ja die Zeit der „Winds Of Change“!
Wenn die Band aus Hannover nun ein neues Werk vorlegt, mag man versucht sein, von einem Alterswerk zu sprechen. Immerhin wird Frontmann Rudolf Schenker im August 74. Und „Rock Believer“ erscheint immerhin genau 50 Jahre nach dem Debüt-Album.
Aber schon der erste Höreindruck zeigt: Die Musiker machen dem Bandnamen alle Ehre. Ihr Werk klingt be-stechen-d gut. Und variantenreich. Aber die temporeichen Nummern, wie in ihren Anfängen, dominieren. Der Opener „Gas in the tank“ ist Programm, denn da ist viel Kraftstoff da. Und das, wie gesagt, variantenreiche Werk schließt ab mit „When You Know Where You Came From“ – das ist dann ganz in der Balladen-Tradition.
Aber ein Track passt dann, zumindest vom Titel her, nicht so recht hinein: „When I Lay My Bones To Rest“ – bitte? Dass die Jungs ihre Knochen zur Ruhe betten, mag man sich beim Hören wahrlich nicht vorstellen. Dazu sind sie viel zu gut drauf.
Scorpions: Rock Believer (Vertigo Berlin/Universal)