Lese-Tipp – Varell: Die guten alten Zeiten sind jetzt

Vielleicht haben Sie sie als Linda Schneider in der TV-Serie „In aller Freundschaft“ liebgewonnen. Oder Linda hat Sie mit ihrer gutmeinenden, aber etwas übergriffigen Art bisweilen abgeschreckt. Gut möglich, dass Sie sie auch als Moderatorin im Ersten Programm kennen. Oder sich noch daran erinnern, dass sie vom Saarländischen Rundfunk die Goldene Europa als beste Nachwuchssängerin bekam.

Sie – das ist in allen drei Fällen Isabell Varell. Kaum zu glauben – die blutjunge Frau, die seinerzeit die SR-Trophäe bekam, wird 60 Jahre alt. Am 31. Juli 2021 , um genau zu sein. Und hat, fast pünktlich zum runden Geburtstag, dieses Mut-Mach-Büchlein zum Älterwerden geschrieben.

Büchlein als Verkleinerungsform – das bezieht sich auf das äußerliche Format. Denn inhaltlich ist die Verkleinerungsform fehl am Platz. Varell erzählt von Zweifeln, von Selbstzweifeln im Besonderen, natürlich auch davon, wie sie so vielseitig geworden ist. Dass die Showbranche ihrem Ruf als Haifischbecken bisweilen ebenso gerecht wird wie dem als Talentschiede – diese Erfahrung untermalt sie mit sehr plastischen Beispielen. Und wie ernst sie als Moderatorin ihre Interviewpartner*innen nimmt – das hat tatsächlich etwas mit Ameisen zu tun.

Dieses Buch ersetze einen Coach, hat Hape Kerkeling über Varells Ratgeber gesagt. Tatsächlich ist es eine Sammlung von Lebenserfahrungen, die mit viel Humor, einer guten Portion Selbstironie,  besonders aber von einer exzellenten Beobachterin geschrieben wurden. Das hat – ganz im Sinne eines Coachs – sicher für viele Leser*innen eine positive Wirkung. Lehrsätze im Sinne eines Sachbuch-Coachs sucht man allerdings vergebens – dafür lernt die Autorin viel zu gerne an Erfahrung dazu …

Isabell Varell: Die guten alten Zeiten sind jetzt: Wie ich das Leben jeden Tag neu erfinde. Piper Verlag; 15 Euro (Kindle: 14,99 Euro).

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