Ihre Mission ist friedlich, sollen sie doch vor allem bei Hilfs- und Rettungsdiensten, als Expeditionsfahrzeuge oder Arbeitsgeräte zuverlässige Dienste leisten. Und trotzdem sind Toyota Land Cruiser, Nissan Patrol und Mitsubishi Pajero „Kinder der militärischen Nutzung“. Denn die Wurzeln dieser drei bis heute in mehr als 17 Millionen Einheiten gebauten japanischen Offroad-Ikonen reichen zurück ins Jahr 1951, in die Zeit des Korea-Kriegs, als in kürzester Zeit Geländewagen für dieses Krisengebiet benötigt wurden. Die Beschaffungsaufträge dafür gingen ins nahe gelegene Japan, wo Toyota und Nissan amerikanische Allrad-Transporter nachbauten und Mitsubishi den „Weltkriegsveteranen“ Willys montierte. Wenig später initiierten die Amerikaner in Japan eine „Nationale Polizeireserve“, die ein Hersteller aus Nippon ausrüsten sollte. Toyota beteiligte sich an der Ausschreibung mit dem Typ BJ als Vorläufer des Land Cruiser und Nissan mit dem Modell 4W60 als Vorbote des Patrol. Beide 4×4-Entwürfe konnten auf eine enge konzeptionelle Verwandtschaft zum Willys Geländewagen verweisen – und dennoch war Mitsubishi lachender Dritter im Bund der Bewerber, denn der bereits reproduzierte Original-Geländewagen gefiel Japans Behörden am besten. Es war die Initialzündung für eine fast 50 Jahre währende Produktion des Mitsubishi-Geländewagens und für den 1982 eingeführten Mitsubishi Pajero, der Motorsport Geschichte schrieb. Dagegen eroberten die Geländegänger von Toyota und Nissan zuerst Südamerika und Afrika, wo sie sich auf Anhieb als robuste Alternative zu Geländewagen und Land Rover etablierten. Aber auch nach Europa und Nordamerika wagten sich die Offroader ab Ende der 1950er Jahre.
Los ging es 1957 in Los Angeles, wo die ersten Land Cruiser FJ 25 angelandet wurden, während parallel auf dem Pariser Salon auf dem Messestand von Prince Motors der bevorstehende Europa-Export des Nissan Patrol kommuniziert wurde. Noch wurden diese asiatischen Allrad-Pioniere von Fachwelt und westlichen Autobauern belächelt, aber Land Cruiser und Patrol avancierten schnell zu scharfen Speerspitzen eines starken Toyota- und Nissan-Produktportfolios, das schon Mitte der Sechziger Schlagzeilen mit dem Tenor „Gelbe Gefahr“ erntete. Immerhin bot der seit 1958 nach Europa eingeführte Toyota Land Cruiser mit einem 92 kW/125 PS starken 3,9-Liter-Benziner weit mehr Leistung als Geländewagen und Land Rover, gar nicht zu reden von Modellen wie dem DKW Munga, und das zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Modernität und Zuverlässigkeit trugen die 1960 eingeführten und nach dem Total-Quality-Prinzip gebauten Modelle Land Cruiser J4 und Patrol Serie 60 ebenfalls in den Genen und behaupteten sich in Nordamerika fünf Jahre als meistverkaufte japanische Autos.
Während die beiden Raubeine von Toyota und Nissan bis in die Achtziger mit einer beispiellosen Vielfalt von fast 30 Varianten jegliche Verwandtschaft mit dem frühen Willys-Geländewagen ablegten und in über 80 Ländern um die Pole Position in den Allrad-Verkaufscharts kämpften, vertraute Mitsubishi vorerst weiterhin auf die Talente und den Nimbus des amerikanischen Originals. Deshalb zeigte diese japanische Marke 1969 sogar einen geschrumpften Geländewagen fürs heimische Kei-Car-Segment, und auch der Pajero präsentierte sich später in einer Miniatur-Version für die Megacities des Inselreichs, während der große Pajero ab den Achtzigern Wüstenrallyes wie die Paris-Dakar zu seinem Wohnzimmer machte und dort gegen den Nissan Patrol antrat.
Wer glaubt, erst der Range Rover habe 1970 Luxus und Langstreckenkomfort ins Segment der Kletterkünstler gebracht, sollte sich einmal den Land Cruiser J5 ansehen, mit dem Toyota schon drei Jahre früher einen 3,9-Liter-Sechszylinder-Station-Wagon einführte. Sogar als König der Landkreuzer feierten Fachjournalisten den 1980 nachfolgenden Land Cruiser J6. Sein Talent, stilvoll durch den Dreck zu reisen und anschließend die Autobahn zu stürmen, machte diesen Alleskönner der Oberklasse zum beliebten Bodyguard für Machthaber im mittleren Osten und für Promis wie James-Bond-Darsteller Roger Moore. Ein Konzept, das die Toyota J8 (ab 1990) und J10 (ab 1998, erstmals mit höheneinstellbarer Luftfederung) sowie J20 (seit 2010) aktualisierten.
Auch den zivilen deutschen Geländewagenmarkt erschlossen die 4×4-Samuari von Toyota, Nissan und Mitsubishi, Unterstützung leisteten Mini-Wühlmäuse von Daihatsu und Suzuki. Die erste Lieferung mit Toyota Land Cruiser J4 traf 1976 in Bremerhaven ein, zeitgleich stellten Nissan-Händler den Patrol Serie 60 vor. Sieben Jahre später gab es einen Nissan Patrol made in Europe, denn die 1980 als Hardtop und Station Wagon vorgestellte neue Serie 160 wurde nun in Spanien produziert. Deutlich preiswerter als Mercedes G-Klasse oder Land Rover fand der Nissan Patrol auch bei deutschen Behörden und Bundeswehr Verbreitung. Der Mitsubishi Pajero gewann dagegen vor allem bei Privatkunden Popularität, die ihn in der deutschen 4×4-Zulassungsstatistik über Jahre auf Platz eins verankerten. Weltweit sind es bis heute sogar über 3,5 Millionen Geländewagenfans, die auf den Vorwärtsdrang dieses Mitsubishi vertrauen, der den globalen SUV-Hype beschleunigte, bis er genau von diesen Soft-Offroadern ausgebremst wurde. 2020 kündigte der Hersteller das Ende der Pajero-Produktion an.
Auch die Karriere des Nissan Patrol erlebte einen Knick, nicht zuletzt durch hausinterne Konkurrenten wie X-Trail, Murano und Pathfinder. Seit 2010 ist der in sieben Generationen aufgelegte Patrol deshalb nicht mehr in Deutschland erhältlich, aber auf Märkten wie dem Mittleren Osten genießt er weiterhin Kultstatus, neuerdings sogar im Nismo-Sportanzug. Mehr Anpassungsfähigkeit zeigte der Toyota Land Cruiser. War der 25 Jahre lang gebaute J4 vor allem Nutzfahrzeug oder bis zu 13-sitziges Buschtaxi, gab es den nachfolgenden J7 als Light Duty-Version mit Komfort-Fahrwerk für Privatkunden, während die fast unzerstörbar robusten Heavy Duty weiter überall dort arbeiten, wo sonst fast keiner hinkommt, und das gilt bis heute. Etwa bei extremen Untertageeinätzen in Minen, um humanitäre Hilfe in Krisengebiete zu bringen, oder um einen Höhen-Weltrekord am 6.385 Meter messenden chilenischen Ojos del Salado aufzustellen, oder aber, um in der Antarktis unbekanntes Terrain zu erkunden. Verrückte Rekordfahrten steigerten ebenfalls den Mythos dieses meistverkauften Offroadklassikers: 370 km/h, dieses Tempo war 2017 Weltrekord für Geländewagen und SUV, erzielt durch einen 1.471 kW/2.000 PS starken Land Speed Cruiser von Toyota Motorsports USA.
Die Aufteilung zwischen Light- und Heavy-Duty-Land-Cruiser war ein weiterer Schlüssel zum Bestwert von inzwischen 10,5 Millionen verkauften Einheiten dieser Geländegänger. Ab 1996 gab es den Land Cruiser J9, im Jahr 2002 folgte der Toyota J12 und 2009 der bis heute aktuelle J15. Längst gelten Land Cruiser und Nissan Patrol als japanische Ikonen, die 2021 neue Superlative aufstellen: 70 Jahre, so lange werden keine anderen Nissan oder Toyota Modellreihen gebaut.
Fotos: Mitsubishi, Nissan, Toyota