ADAC: Die „Ära Tomczyk“ endet – Ennser übernimmt

Es ist mehr als nur die bloße Übergabe des Staffelstabs. Es ist das Ende einer Ära und zugleich der Aufbruch in eine neue Zeit: Nach sechs Amtszeiten als Sportpräsident des ADAC ist Hermann Tomczyk (70) von der Bühne der Funktionäre im Motorsport abgetreten. Der international bestens vernetzte Rosenheimer leide „nicht an einem Rentnersyndrom“, wie er betont.

Seinen Platz hat Dr. Gerd Ennser (62) übernommen, Vize-Präsident des Deutschen Motorsport Bundes (DMSB), FIA-Sportkommissar und als solcher international in der Formel 1 im Einsatz. Beruflich war der Jurist zunächst als Rechtsanwalt in der Automobilindustrie tätig, später als Staatsanwalt und Richter. Heute ist er Direktor am Amtsgericht Freyung.

24 Jahre lang bekleidete Tomczyk – ein Bayer wie sein Nachfolger – das Amt des Sportpräsidenten im mächtigsten Automobilverband der Welt. Länger als er hatte niemand diese Aufgabe inne. Tomczyk war eine Institution. Sein Wort hatte Gewicht, wenn es irgendwo „Spitz auf Knopf“ stand, dann war es nicht selten er, der die Entscheidung herbeiführte. Zweieinhalb Jahrzehnte, das sagt er selbst, seien „schon ein großer Zeitrahmen.“ Er könne zufrieden auf eine spannende Zeit im Motorsport zurückblicken.

Mit besonderer Genugtuung habe er die Förderung der Nachwuchsarbeit beobachtet. Sie sei zu Unrecht von außen immer wieder kritisiert worden. „Ich kenne keinen Verband, der so uneigennützig seit 25 Jahren Nachwuchsarbeit leistet – im Motorrad- und im Automobilbereich.“ Der ADAC haben Talente hervorgebracht wie Nico Rosberg und Sebastian Vettel, die später Formel-1-Weltmeister geworden sind.

In Tomczyks Ära fallen etliche Highlights im deutschen Motorsport: Die Rückkehr der Formel 1 an den Nürburgring 1999, die Motorrad-WM am Sachsenring und die Institutionalisierung der ADAC Rallye Deutschland als Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft, um nur drei zu nennen. Die Autonation Deutschland hat unter Tomczyk mit vielen international anerkannten Prädikaten von sich reden gemacht.

Tomczyk galt aber auch als Autokrat, war in seinem Führungsstil nie unumstritten. Die Begeisterung für den Motorsport hat er innerhalb der Familie schon weitergegeben. Sein Sohn Martin fuhr 16 Jahre in der Deutschen Tourenwagenmasters, feierte mit BMW den Titel in der Serie.  Das Amt gibt Hermann Tomczyk an den Passauer Juristen Ennser zwar ab, sagt aber auch: „Nach wie vor macht es mir großen Spaß, motorsportlich unterwegs zu sein. Mit Sohn und Tochter, wenn es die Zeit zulässt.“

Fotos: ADAC Presse

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