Musik-Tipp – Vitaa & Slimane: VersuS

Jenseits des Chansons hat es die Musik aus dem Nachbarland Frankreich immer etwas schwer, um in Deutschland ein Publikum zu gewinnen. Charles Aznavour (sogar mit deutschen Texten), Georges Moustaki, Juliette Gréco, Jacques Brel – sie alle haben auch bei uns bis heute einen großen Namen. Aber Pop und Rock? Johnny Hallyday und Sylvie Vartan hatten immerhin Achtungserfolge, Mireille Mathieu wurde erfolgreich mit einem Repertoire im Sinne des Herz-Schmerz, was sich sehr von den Produktionen für ihre Heimatland unterschied. Dem früh verstorbenen Mike Brant gelangen ebenfalls ein paar Hits in deutscher Sprache, viele andere blieben dagegen One-Hit-Wonder.

Mit der Vorgeschichte ist das eine Sensation: Ein französisches Duo erreicht in Deutschland vordere Plätze in den Download-Charts. Dabei sind Vitaa & Slimane keineswegs vertreter des klassischen französischen Chansons. Sicher, dessen Einfluss ist hörbar, aber nicht dominant. „Avant toi“ traf den Nerv vieler Hörerinnen und Hörer. Vitaa, Jahrgang 1983 und Slimane, Jahrgang 1989, hatten jede(r) für sich schon Karriere gemacht, als sie für gemeinsame Aufnahmen zusammenkamen. Slimane ist vor allem zu Hause im Pop und im R’n’B, Vitaa ist am ehesten dem variationsreichen Pop zuzuordnen.

Ein gemeinsames Album war zunächst nicht geplant, sagen sie, doch dann wurde „VersuS“ für sie ein Dokument der zwischenzeitlich entstandenen Freundschaft. Die Mehrzahl der Titel sind Uptempo-Nummern, echte Ohrwürmer, aber darauf wollen sich beide nicht beschränken: Das Leben laufe im Moment nicht rund, wohin man auch schaut, sagen beide. Entsprechend räumen sie auf „VersuS“ den melancholischen Tönen auch ihren Platz ein. Für das Album sollte man sich Zeit nehmen; Mit insgesamt 19 Titeln ist es sehr umfangreich, bietet allerdings auch Abwechslung. Gut möglich, dass die beiden die oben erwähnte Serie von nur bescheidenen Erfolgen hierzulande durchbrechen werden.

Vitaa & Slimane: VersuS (Mercury)

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