Film-Tipp: Agatha Christie – Margaret Rutherford als Miss Marple (DVD-Box)

Fast 60 Jahre liegen ihre Premieren zurück. Die Drehbücher interpretierten die Buchvorlagen eher frei, nicht so sehr werktreu – obwohl die Autorin, Agatha Christie, einen großen Namen hatte. Es muss also spezielle Gründe haben, dass die vier Filme mit Margaret Rutherford als Miss Marple bis heute Dauerbrenner sind, die immer wieder gern gesehen werden.

Margaret Rutherford, geboren 1892, ging schon auf die 70 zu, als sie mit „16 Uhr 50 ab Paddington“ Kinogeschichte schrieb. Als Schauspielerin hatte sie eine respektable Karriere hinter sich, der ganz große Durchbruch kam aber eben noch. Die schrullige Jane Marple hatte nie einen Mann gehabt, ließ sich nur von einer Haushälterin im Alltag helfen und begnügte sich ansonsten mit ihrer platonischen Freundschaft zu Mr. Stringer. Der war im wirklichen Leben Rutherfords Ehemann, seine Rolle als liebenswert-distinguierter Bibliothekar wurde auf Rutherfords ausdrücklichen Wunsch hin eingebaut. Ebenso wie die private Garderobe der Schauspielerin. Agatha Christie war not amused, dem Publikum gefiel’s umso besser. Manchmal war der gute Jim der forschen Jane etwas zu zögerlich, aber genau das („Ich fürchte, wir werden uns dem schwerwiegenden Verdacht aussetzen, neugierig zu erscheinen“) rettete der Hobbydeketivin durchaus mal das Leben.

Ein beobachteter Mord, den ihr erst niemand glaubte, ein tödlicher Herzanfall als Ergebnis eines perfiden Plans, ein merkwürdiges Theaterensemble und nicht minder merkwürdige Vorgänge auf einem Schiff, das eigentlich in wohltätiger Mission unterwegs sein sollte. Beim Balanceakt zwischen Krimi und Komödie saß alles punktgenau, die Pointen treffsicher, die Methoden bisweilen wunderbar schräg (das Backen kleiner Pasteten mit der Untersuchung eines Indiz verbinden) – und alles very british: Ältere Herren haben Wirtschafterinnen, ältere Damen Gesellschafterinnen, und der Inspektor hält Jane Marple summa summarum für eine alte Jungfer. Er verklausuliert es sehr höflich, aber Jane entlarvt nicht nur Mörder, sondern auch Äußerungen ihrer Mitmenschen. Und so gibt es einen heftigen Rauswurf anstelle des schon bereit stehenden Tees. Denn der gehört natürlich (fast) immer dazu.

Zwei Mal könnte sie sogar noch heiraten, wie sich am Ende der Episoden herausstellt. Das allerdings erscheint Jane als ein viel zu gewagtes Unterfangen – Ermittlungen scheinen ihr dagegen wie ein ruhiges Fahrwasser. Very british indeed. Und außerdem hat sie ja Jim Stringer!

DVD-Box: Agatha Christie – Margaret Rutherford als Miss Marple (digital remastered).

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