Bowler: Rallye-Außenseiter jetzt unter britischem Dach

Bowler? Bereits in den frühen 2000ern galten die kantigen Geräte im professionellen Offroad-Sport als bezahlbare, ordentliche Alternative zu den etablierten Platzhirschen, also Marken wie Nissan, Mitsubishi, Toyota und wenigen anderen. Doch wechselten die Eigentümer der seinerzeit beliebten britischen Autoschmiede Bowler etwas häufig: Mal gehörte Bowler zu Toyota, mal zu Peugeot und mal zu Volkswagen. Im Amateur-Rallyesport galten die Fahrzeuge durchaus als siegfähig.

Nun wurde der 4×4-Individualist von der britischen Insel nach langen Verhandlungen doch noch unter das gemeinsame Dach von Jaguar Land Rover gehoben. Wer bei früheren Erfolgsmodellen von Bowler an Namen wie „Tomcat“ und dessen Nachfolger „Wildcat“ denkt, wird sich freuen, denn die bereits leicht antik wirkenden „Gelände-Saurier“ turnen auch heute noch wacker in Sand- und Schlammschlachten mit. Die „Rallye Breslau“ steht da als gutes Beispiel.

Namensgeber und Gründer der Firma war Drew Bowler, immer agil und ideenreich, der seinem Geländegänger etwa einen Gitterrohrrahmen statt eines traditionellen Leiterrahmens verpasste. Nicht immer waren seine Mitarbeiter und Geldgeber damit einverstanden, denn die qualitative Umsetzung der Ideen ließ oft zu wünschen übrig. So entwickelten die Ex-Bowler-Techniker ein neues Modell unter dem Namen „Rallyraid UK Desert Warrior“. Damit verließ man auch die Motorenliaison mit Land Rover, entschied sich stattdessen für Triebwerke von BMW. Das Fahrzeugmodell wurde „Nemesis“ (Schicksal) genannt, eben britischer Humor! Diese Neukreation ähnelte dem Range Rover Sport. Doch gleich mehrere Konstruktionsfehler brachten das ersehnte Projekt schließlich zum Wanken: Motorschäden durch eindringendes Wasser zählten ebenso dazu wie häufige Überschläge, da offensichtlich die Verteilung des Gesamtgewichts falsch berechnet war. Das Modell zu reaktivieren scheiterte mehrfach, auch dann, als der Land Rover Defender im Sinne eines familiennahen Serienmodells zur Rallye-Maschine nach dem seriennahen T-2-Reglement gebaut wurde. Nach Drew Bowlers Tod 2016 existierte sein „Kind“ erst einmal als „Bowler Bulldog“ weiter, der sich wiederum stark an den langen Defender 110 anlehnte. Ein zu hoher Preis und eine Elektrik, die immer wieder von „Gremlins“ (kleinen Unruhestiftern) heimgesucht wurde, verhinderten die Verbreitung in größerem Stil.

Das deutsche Team Walcher nahm 2020 an der „Saudi-Dakar“ mit einem Fahrzeug teil, das auf der Basis eines „Bowler“ aufgebaut war. Die Firma QT hat die Bowleranteile übernommen und das Modell „Wildcat“ weiterentwickelt: Markus Walcher aus Deitisau gelang es mit dem modernisierten „Youngtimer“, der technisch up to date ist (mit 4-Liter-V8 und standfesten 240 PS bei 330 Newtonmetern Drehmoment und achtfachen Öhlins-Dämpfern), die neue superharte“ Saudi“-Dakar-mit einem 43. Platz (von ca. 90 Gestarteten) abzuschließen.

Jaguar Land Rover erklärt, dass Bowler nun in die neu gegründete Abteilung „Special Vehicles Operations (SVO)“ umfassende Fahrdynamik-Kenntnisse und am Modell bereits durchgeführte Belastungstests nebst viel Erfahrung generell einbringt. Michael van der Sande von SVO sieht im Bowler für JLR (Jaguar Land Rover) ein ordentliches Ass im Ärmel, auch für die Vermarktung des neuen Defender. Man darf gespannt sein, wie sich die neue Verbindung entwickelt und ob sie am Markt entsprechende Akzeptanz generieren wird.

Quelle: JOHNTIM, Schekahn

Bilder: JLR-Presse, Markus Walcher

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