Buchtipp – Stapley: Das Glück an Regentagen

„Virginia hat den Regen von jeher geliebt. Sie versteckt sich vor ihm niemals im Haus. Stattdessen geht sie angeln oder spazieren, und es macht ihr nicht das Geringste aus, nass zu werden. Selbst jetzt, da der Regen Gefahr bedeutet, hält sie ihm das Gesicht entgegen, um die Tropfen auf ihrer Haut zu spüren. Für einen Moment lässt die Furcht nach. Aber dann senkt sie den Kopf und geht weiter über das Eis, schneller jetzt, weil sie weiß, dass sie ihren Mann finden muss, der irgendwo da draußen auf dem Fluss ist, damit sie ihn retten kann, bevor es zu spät ist.

In der Ferne hört sie etwas krachen wie einen Schuss: Das Eis gibt nach. Wenn sie gewusst hätte, dass es regnen würde, wäre sie ihm früher zu Hilfe gekommen. Normalerweise spürt sie den Regen kommen. Diesmal ballten sich die Wolken am Himmel und sie bemerkte es nicht. Sie musste über Wichtigeres nachdenken. Und jetzt ist sie hier draußen auf dem Fluss und kann nicht mehr zurück. Ihr Mann braucht sie. Der Fluss, der ihr mitteilt, wo es die größten Fische gibt, wenn sie mit ihrem Boot hinausfährt, der ihr so vieles erzählt, weil sie ihm zuhört, er sagt ihr jetzt, dass Chase in Gefahr ist. Seit dem Moment vor sechs Jahren, in dem Chase vom Segelschiff seiner Familie auf den Anleger ihrer Familie trat, hat sie alles über ihn gewusst.“

Marissa Stapley entwickelt eine Geschichte, die sich über mindestens zehn Jahre erstreckt. Geheimnis versus Offenheit, und die Offenheit muss sich erst nach und nach einstellen. Das ist nicht immer einfach mitzuverfolgen. Aber wer einen guten Sinn für Romantik – nicht Kitsch! – hat und gerade jetzt Zeit erübrigen kann zum Lesen, ist mit „Das Glück an Regentagen“ sicher um eine schöne Leseerfahrung reicher.

Marissa Stapley: Das Glück an Regentagen. Rowohlt Verlag (polaris); 14,99 Euro.

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