Buchtipp – Lehberger: Die Schmidts (HoCa)

68 Jahre währte ihre Ehe, und die meiste Zeit davon waren beide Personen öffentlichen Interesses. Und doch haben Helmut und Hannelore "Loki" Schmidt es verstanden, ihre Privatsphäre wirksam zu schützen.

Rainer Lehberger dringt nun, Jahre nach dem Tod der beiden, keineswegs in diese Privatspähre ein! Vielmehr zeigt er behutsam, wie diese Verbindung zweier Menschen funktionierte. Und vor allem, unter welchen Extrembedingungen sie sich bewährte.

Hannelore Kohl trat seinerzeit rasch aus dem Schatten ihres Mannes Helmut heraus, kaum dass der sein Amt als Bundeskanzler angetreten hatte. Die Ehen von Gerhard Schröder waren (und sind) bis heute Themen des (Boulevard)Journalismus. Und Willy Brandts norwegische Ehefrau Rut schrieb, da war sie längst von ihm geschieden, ihrer Wahlheimatdeutschland die Liebeserklärung Freundesland, die ein Bestseller wurde.

Keines dieser Beispiele ist wirklich mit dem Ehepaar Schmidt vergleichbar: Als Innensenator von Hamburg machte Helmut Schmidt sich einen Namen durch das Krisenmanagement der Sturmflut 1962. Die ersten drei Jahre seiner Kanzlerschaft standen, quasi ununterbrochen, im Zeichen des RAF-Terrorismus. Wo sollte da Platz für anheimelnde Homestorys gewesen sein (denen die beiden wohl ohnehin nicht zugestimmt hätten)?

Gerade an solchen Hintergründen zeigt Rainer Lehberger die Besonderheit des Jahrhundertpaares. Ich gebe zu: An der Vorbildhaftigkeit Helmut Schmidts als öffentliche Person melde ich gerne Kritik an. Denn gerne ist Schmidt Schnauze genau so aufgetreten, wie es dieser Spitzname fasst. Aber in der Art, wie er und seine Frau ihre Partnerschaft gestalteten – da sehe ich ihn, gerade nach diesem Buch, gerne als Vorbild. Vor allem in einer Zeit, in der ein anderer Politiker einmal einen bedenklichen Trend formulierte: Dass nämlich die Paare bei jedem Käs auseinanderrennen. Sagte der CDU-Mann Volker Kauder.

Reiner Lehberger: Die Schmidts. Ein Jahrhundertpaar. Hoffmann und Campe Verlag; 19,99 Euro.

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