Buchtipp – Haas: Junger Mann

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Außenseiter krempelt sein Leben völlig um: An Büchern mit diesem Kernthema mangelt es nicht, denken wir nur mal an Ludwig Fels' Ein Unding der Liebe.

Fast 40 Jahre nach dem ersten Erscheinen des Undings schickt Wolf Haas einen jungen Mann ins Rennen um die Lesergunst, der spontan an Fels' Roman erinnert. Wobei ins Rennen schicken erst im Laufe der Handlung zur treffenden Bezeichnung wird. Zunächst nämlich wird gehumpelt – wegen andauernder Unfälle, daraus resultierender Eingipsungen durch die Chirurgen, und das alles wiederum ist eine Folge von Übergewicht. Von viel Übergewicht.

Dass alles doch anders kommt, ganz anders – tja, das liegt an der Notwendigkeit des Geldverdienens. Ein Job an der Tankstelle kommt da gerade recht. Wenn's denn schon Arbeit sein muss. Aber dann kommt die Liebe dazwischen, die zwar ihrerseits auch nicht ohne Hindernisse ist, aber den Motivationskick dafür, dass die Gewichtskurve zwar denselben steilen Verlauf nimmt wie seit jeher, aber nach unten – statt nach oben.

Auf welchen Umwegen eine Tankstelle, ein Lkw-Fahrer und ein Kleinwagen (hier ein Renault 5) Fernwirkungen entwickeln, an die man nur mit viel Phantasie denkt, das beschreibt Wolf Haas so anschaulich, dass sein Buch quasi zum Film gerät, den man halt nur lesen muss. Und man selbst entdeckt beim Lesen so manche Ähnlichkeit mit dem eigenen Alltag.

Wolf Haas: Junger Mann. Hoffmann und Campe Verlag; 22 Euro

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