Einem Mythos zur Ehre: Dauerausstellung über Graf Berghe von Trips am Nürburgring eröffnet

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Er war nicht nur einer der besten Rennfahrer in der Geschichte des (deutschen) Motorsports, nicht nur eine der tragischsten Figuren, die je in einem Boliden der Marken Mercedes-Benz, Porsche oder Ferrari gesessen haben. Er war vielleicht so etwas wie der erste Lebemann, Gentleman, Sportsmann und Frauenheld zugleich. Und zudem von adligem Geblüt. Aber Wolfgang Graf Berghe von Trips, der nur 33 Jahre alt wurde, ist mehr als nur das: Der Mann, der am 10. September 1961, den Weltmeister-Titel in der Formel 1 vor Augen, auf dem Autodromo di Monza im Auftrag des Commendatore Enzo Ferrari unterwegs war und dabei tödlich verunglückte, wurde zum vielleicht größten Mythos der gesamten Geschichte des Motorsports.

Am Freitag, 4. Mai 2018, dem Tag, an dem Graf Wolfgang 90 Jahre alt gewo4rden wäre, wurde ihm zu Ehren im Motorsport-Erlebnis-Museum ring°werk des Nürburgrings eine Dauerausstellung eröffnet. Der Titel hätte passender nicht gewählt werden können: „Graf Berghe von Trips – Ritter, Reiter, Rennfahrer“. In der Nähe des früheren gräflichen Anwesens der Familie von Trips, auf Burg Hemmersbach, in Kerpen, existierte bis dato ein sogenanntes „Trips-Museum.“ Aber die Faszination des Nürburgrings hatte früh von dem am. 4. Mai 1928 in Köln geborenen jungen Grafen Besitz ergriffen.

Von Graf Berghe von Trips existiert das folgende Zitat aus den späten 1950er Jahren: „Man spürt es, wenn man nach langer Fahrt von der Landstraße abbiegt und plötzlich den schwarzen Asphalt des Ringes unter den Reifen hat: da ist irgendetwas anders.“ Der sogenannte „Sharknose“-(Hai-Nase)Ferrari (offiziell Ferrari 156) des deutschen Formel-1-Piloten war nicht nur der erste Mittelmotor-Monoposto aus Maranello: 1960 hatten sich die Konstrukteure vom Frontmotor verabschiedet und wegen der besseren Ausbalancierung Straßenlage auf das Prinzip des Mittelmotors gesetzt. Er war für viele Freunde des „cavallino rampante“, des sich aufbäumenden Pferdchens der Scuderia Ferrari, auch der schönste Ferrari-Rennwagen, der jemals gebaut wurde.

Doch die Dauer-Ausstellung im Motorsport-Erlebnismuseum des Nürburgrings ist nur zu einem Teil der italienischen Rennschmiede gewidmet.Sie dreht sich vor allem um die Person Wolfgang Graf Berghe von Trips. Die Ausstellung auf zwei Ebenen enthält neben zwei Replica des wohl schönsten jemals gebauten Formel-1-Fahrzeugs, eben des Ferrari 156, viel Persönliches aus der Hinterlassenschaft von Trips, darunter auch das Original Arbeitszimmer des Grafen sowie viele Bilder, Plaketten, Pokale und Erinnerungsstücke.„Zwei 90jährige die Spaß machen“, nannte Laudator Prof. Dr. Frank Herrmann (Köln), Mitglied des Stiftungsrat der Trips’schen Sportstiftung, die Rennstrecke und den im Alter von 33 Jahren viel zu früh verstorbenen Rennfahrer. Herrmann, der nicht nur das sportliche Wirken von Berghe von Trips, sondern auch die „Person Graf Wolfgang“ noch einmal sehr lebendig erscheinen ließ. Herrmann, der an der Technischen Hochschule Köln lehrt und selbst aktiver Motorsportler ist, war sich einig mit Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort: „Diese Ausstellung passt perfekt in unser Konzept, den Motorsport sowie Historien und Helden des Nürburgrings in den Fokus zu stellen.

Der bei der gestrigen Eröffnung ebenfalls anwesende Motorsport-Historiker Jörg Thomas Födisch wies auf die Einzigartigkeit der beiden ausgestellten Sharknose-Rennfahrzeuge hin. Jason Stuart Wright sowie Dan Setfort und sein Team haben sie in ihrem Workshop nahe Southampton in jahrelanger Arbeit mit Originalteilen aufgebaut. Hier können sie nun einem breiten interessierten Publikum zugänglich gemacht werden.“

„Es freut uns sehr, dass durch die Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat diese wertvollen Ausstellungsstücke nun dauerhaft am Nürburgring untergebracht werden konnten“, würdigte Markfort die Kooperation mit der Stiftung. Weitere Teile des ursprünglich in Kerpen bei Burg Hemmersbach, dem Stammsitz der Familie Trips untergebrachten Trips-Museums, werden auf Schloss Loersfeld bei Kerpen ausgestellt.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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